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Der Strich des Meisters virtuell präsentiert

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Seit Mitte September lädt ein interaktiver Touch-Screen auf Deck 8 des Maritimen Museums dazu ein, das beeindruckende Hamburger Skizzenbuch des Marinemalers Hans von Petersen Seite für Seite zu begutachten. In Zusammenarbeit mit Rolls-Royce Marine Deutschland GmbH und dem FLOOT Design Studio wurde das Objekt aus der Sammlung Peter Tamm digitalisiert und für die Ausstellung medial aufbereitet.


 

Nehmen Sie Platz an einem Tisch, der Geschichten erzählt: das Holz ist im Laufe der Jahre nachgedunkelt, die Maserung ist deutlich zu erkennen, ebenso einzelne Schrammen und Gebrauchsspuren, die diesen Tisch als vielgenutzten Arbeitsplatz bezeichnen. Vielleicht hat er so ausgesehen, der Zeichentisch des Husumer Marinemalers Hans von Petersen. Der neue Touch-Screen in der Gemäldegalerie des Maritimen Museums zeigt das aufgeschlagene Skizzenbuch und lädt zum virtuellen „darin herum Blättern“ ein. Die 97 Seiten sind gefüllt mit detaillierten Bleistiftzeichnungen und Aquarellen. Einige Skizzen enthalten Farbangaben – Gedächtnisstützen für das spätere Kolorieren mit Aquarellfarben und Deckweiß.

Die in dem Skizzenbuch abgebildeten Schiffe wie Hamburger Hafenbarkassen und Schlepper oder Fischkutter und Frachtewer aus dem Bereich Nordseeküste und Unterelbe lassen vermuten, dass die meisten Studien während eines längeren Aufenthalts in Hamburg im Jahr 1891entstanden sind. Wahrscheinlich fertigte von Petersen die Zeichnungen direkt vor Ort im Hafen und an der Elbe an und hatte sich zu diesem Zweck ein Boot gemietet. Dr. Gudrun Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Peter Tamm sen. Stiftung, vermutet in ihnen Vorbereitungsarbeiten für das Panoramagemälde „Die Rückkehr der ‚Augusta Victoria‘ aus ferner Welt nach Hamburg“, an dem der Künstler 1891 gearbeitet haben soll. „es handelt sich dabei um ein riesiges Rundgemälde, das in eigens dafür errichteten Panoramagebäuden präsentiert wurde. Panoramagemälde dienten der Unterhaltung eines großen Publikums, quasi ein Vorläufer des Kinos“, erklärt die Expertin.

Hans Petersen – erst 1902 wurde er mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone geadelt – wurde am 24. Februar 1850 in Schleswig-Holstein geboren. Seine künstlerische Entwicklung ist einerseits geprägt von dem Vorbild des dänischen Marinemalers Anton Melby (1818-1874), andererseits von den Erfahrungen zahlreicher Seereisen. Während dieser Reisen lernte Petersen viel über schiffbauliche Details und erlebte Schiffe bei unterschiedlichstem Wetter und Seegang. Seine Eindrücke hielt er in Notiz- und Skizzenbüchern fest. In einem davon schreibt der Künstler, dass er „fast alle bekannten Meere bereist und sich mit deren Eigenart und mit der ineinander gehenden Wirkung von Luft, Licht und Wasser vertraut gemacht hat.“

Einmal bekannt geworden durch seine Panoramagemälde „Einfahrt des Lloyddampfers ‚Lahn‘ in den Hafen von New York“, „Rückkehr der ‚Auguste Victoria‘ aus ferner Welt nach Hamburg“ oder „Flottenparade von Kaiser Wilhelm II. im Kieler Kriegshafen“ aus den 1890er Jahren, war von Petersen zu seinen Lebzeiten ein sehr gefragter Marinemaler. Seine Gemälde wurden auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Für die Weltausstellung 1893 in Chicago war er an der malerischen Ausgestaltung des deutschen Pavillons beteiligt, später wurde er Präsident der Münchener Künstlergenossenschaft und Präsident der Jury der Kunstausstellungen im Münchener Glaspalast. Sein künstlerisches Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Im Juli 1914, einen Monat nach von Petersens Tod, zeigte die Kunstausstellung im oberbayerischen Fürstenfeldbruck seine Gemälde. Das lokale Wochenblatt kommentierte: „Beim Anblick dieser Bilder (wird man sich) der Naturwahrheit bewusst und davon erschüttert.“

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