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DAs Segelboot James Caird II wird im Foyer des Internationales Maritimes Museum Hamburg installiert.

James Caird II – Expeditionsschiff zieht um

Kaum eine Schiffsreplika hat so eine unglaubliche Geschichte wie die „James Caird II“ erlebt. Da wir auch während der vorübergehenden Schließung des Museums weiter an der Ausstellung arbeiten, wurde das Schiff nun mit einer spektakuläre Aktion ins Foyer des Internationalen Maritimen Museums Hamburg transportiert. Ab jetzt können die Kunden des Museumsshops und der Fachbuchhandlung WEDE (beide sind weiterhin geöffnet) das Segelboot bewundern. Auch Museumsbesucher können sich auf die „James Caird II“ freuen, sobald wir sie wieder bei uns Haus begrüßen dürfen.

DAs Segelboot James Caird II wird im Foyer des Internationales Maritimes Museum Hamburg installiert.

Wenn sich nach der zweiten Schließung durch den Lockdown die Pforten des Internationalen Maritimen Museums wieder öffnen, dann werden die Besucher schon im Foyer von einem seefahrerischen Highlight empfangen. Das Museum nutzte die Zeit, um die „James Caird II“ von ihrem bisherigen Liegeplatz auf Deck sechs in den Eingangsbereich zu „verholen“.

Mit einem großen Teleskopkran wurde das 1,5 Tonnen schwere Schiff zunächst durch Außenluken von Deck sechs in den Außenbereich des Museums verbracht und von dort über Schwertransportrollen und Muskelkraft ins Foyer geschoben. Eine schweißtreibende Millimeterarbeit. Auf dem endgültigen Liegeplatz wurde die „James Caird II“ mit einem Portalkran aufgerichtet.

Das Segelboot James Caird II wird im Foyer des Internationales Maritimes Museum Hamburg transportiert.
Foto: Alan Ginsburg.

Die Endurance-Expedition

Mit der „James Caird“ verbindet sich eine der spektakulärsten Geschichten der Polarexpeditionen. Der britische Polarforscher Ernest Henry Shackleton, eine der bedeutenden Persönlichkeiten der Antarktisforschung, startete im August 1914 in Plymouth die berühmte „Endurance-Expedition“. Ziel war die Wedell-See. In der Vahsel-Bucht wollten sie anlanden und als erste den antarktischen Kontinent durchqueren. In der Antarktis gab es schnell Probleme mit dem Eis, die Fahrt musste immer wieder unterbrochen werden.

Schließlich blieb der Segler in der Wedell-See im dicken Packeis stecken, wurde vom Eis zerdrückt und sank im Oktober 1915. Die Mannschaft konnte sich in drei Beibooten auf das Packeis retten und erreichte nach über fünf Monate auf den treibenden Schollen die unbewohnte Insel Elephant Island. Da eine zufällige Rettung auf der abgelegenen Insel so gut wie ausgeschlossen war, entschlossen sich Shackleton und sein Kaptitän Frank Worsley das stärkste Beiboot, der „James Caird“, umzurüsten und mit ihm nach Südgeorgien zu segeln um Hilfe herbeizuholen. Im April 1916 konnte es schließlich losgehen

Ein gewagtes Unterfangen, denn die Entfernung betrug 800 Seemeilen und das Schiff war mit nur 7,50 Metern Länge und 2 Metern Breite relativ klein. Als Antrieb dienten vier Riemen sowie ein Besan-, Groß- und Focksegel. Fünf Mann wählte Shackleton, der selbst mit an Bord ging, für die riskante Fahrt aus. Nach mehr als zweiwöchiger Fahrt mit hohem Seegang und zum Teil orkanartigen Winden erreichte die völlig erschöpfte Mannschaft  am 10. Mai 1916 ihr Ziel. Von hier aus konnte die schwierige Rettung organisiert werden. Am 30. August war die gesamte Expeditionsmannschaft dann sicher an Bord eines Rettungsschiffes.

Arved Fuchs am Bord der James Caird II im Jahr 2000.
Foto: Büro Arved Fuchs.

Die James Caird II

Rund 73 Jahre später beschäftigte sich der deutsche Polarforscher Arved Fuchs erstmals mit der Idee, die verzweifelte Reise der „James Caird“ nach Südgeorgien nachzuvollziehen. Nach mehreren Jahren und umfangreichen Vorbereitungen setzte Fuchs die Idee um. 1999 ließ er das legendäre Beiboot der Südpolar-Expedition aus dem Jahre 1914 originalgetreu nachbauen.

Im Januar 2000 wurde die „James Caird II“ vom Kreuzfahrtschiff „Hanseatic“ vor der Esperanza-Bucht an der Spitze der Antarktischen Halbinsel abgesetzt. Mit drei weiteren Expeditionspartnern ging es nun, nur unter Segeln, Kurs Elephant Island. Zehn Tage dauerte dieser erste Teil der Expedition.

Nach einer kurzen Erholungspause folgten 13 Tage mit schweren Stürmen, über zehn Meter hohen Wellen, Eisbergen, Eisschollen, Nebel und eisiger Kälte. Bei der Ankunft auf Südgeorgien war es dann trotz aller Widrigkeiten erstmals gelungen, die Rettungsfahrt der James Caird aus dem Jahr 1916 nachzustellen.

Arved Fuchs am Bord der James Caird II im Jahr 2000.
Foto: Büro Arved Fuchs.

Im Mai 2007 übergab Arved Fuchs seine „James Caird II“ dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg. Wenn man das relativ kleine Boot betrachtet, dann kann sich jeder Besucher ein Bild machen unter welchen schwierigen Bedingungen die Rettungsreise des Polarforschers Ernest Henry Shackleton stattgefunden hat. Die Mannschaft von Arved Fuchs war sich hinterher einig: „Nie wieder“.

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