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Schlachtschiff „Bismarck“ versenkt vor 80 Jahren

Das Schlachtschiff „Bismarck“ war zum Zeitpunkt ihrer Indienststellung 1940 das größte und stärkste Schlachtschiff der Welt. Demgegenüber hatte sie jedoch die kürzeste Lebensdauer aller Großkampfschiffe; innerhalb dieser kurzen Zeitspanne von neun Monaten jedoch, und aufgrund der Ereignisse, die zu ihrem tragischen Verlust führten, wurde sie zu einer Legende – und vielleicht zu einem Mythos.

Modell der Schlachtschiff Bismarck von Wolfgang Wurm im Maßstab 1:200 gebaut. Auf Deck 5 des Internationalen Maritimen Museum Hamburg.
Das Schlachtschiff „Bismarck“ von Wolfgang Wurm im Maßstab 1:200 gebaut. Auf Deck 5 des Museums.

Das Schlachtschiff „Bismarck“

Die Entwurfsarbeiten für das neue Schlachtschiff begannen 1934 und dauerten bis zum Mai 1935, als sich die deutsche Marine für 38 cm-Geschütze und eine Verdrängung von 41.000 ts entschied. Diese Spezifika übertrafen bei weitem jene Baubeschränkungen, die Deutschland durch den Versailler Vertrag von 1919 auferlegt worden waren. Der deutsch-britische Flottenvertrag von Juni 1935 erlaubte Deutschland jedoch, bis zu 35 Prozent der Tonnage der Royal Navy zu erreichen, zugleich verpflichtete sich das Deutsche Reich, die Regeln des Washingtoner Flottenvertrages von 1922 einzuhalten, die eine Verdrängungsgrenze von 35.000 ts für Neubauten und ein Kaliber von 40,6 cm erlaubten. Die Entwurfsspezifika des neuen deutschen Schlachtschiffes hielten sich tatsächlich an die zweite Obergrenze, nicht aber an die erste. Der Zweite Londoner Flottenvertrag vom März 1936 (unterzeichnet von den USA, Großbritannien und Frankreich) beschränkte das Geschützkaliber für Großkampfschiffe auf 35,6 cm; somit überschritten die Planungen für das Schlachtschiff „Bismarck“ nun auch jene vertraglich geregelte Kalibergrenze, zu deren künftiger Einhaltung sich Deutschland mit der Unterzeichnung des deutsch-britischen Abkommens ebenso verpflichtet hatte. Die deutsche Admiralität pokerte allerdings. Der Zweite Londoner Vertrag besaß eine sogenannte „Eskalationsklausel“, die generell den Bau von 45.000 ts-Schiffen mit 40,6 cm-Geschützen erlaubte, falls Japan und/oder Italien sich weigerten, den Vertrag bis zum 1. April 1937 zu unterzeichnen. Beide Mächte unterzeichneten nicht, weil sie größere Schlachtschiffe auf dem Reißbrett hatten. Die „Bismarck“ war bereits am 1. Juli 1936 auf Kiel gelegt worden.

Artikel zum Stapellauf des Schlachtschiff Bismarck im Magazin "Werft, Reederei, Hafen", 1. March 1939. Digitalisat der Archiven  © 2021 Peter Tamm Sen. Stiftung(Hamburg)
Artikel zum Stapellauf des Schlachtschiffs „Bismarck“ im Magazin „Werft, Reederei, Hafen“, 1. March 1939. Digitalisat aus dem Archiv © 2021 Peter Tamm Sen. Stiftung (Hamburg)

Operation „Rheinübung“

Die Geschichte des einzigen Einsatzes des Schlachtschiffes „Bismarck“, zusammen mit dem Kreuzer „Prinz Eugen“ (Operation „Rheinübung“), im Atlantik im Mai 1941 ist erschöpfend und oft erzählt worden. Aufgabe beider Schiffe war es, die alliierten Seeverbindungen zu unterbrechen und somit gegnerische Kräfte zu binden. Es genügt an dieser Stelle zu erwähnen, dass „Bismarck“ und „Prinz Eugen“ während des Gefechts in der Dänemarkstraße am 24. Mai 1941 den britischen Schlachtkreuzer „Hood“ versenkten (1.418 Tote) und das Schlachtschiff „Prince of Wales“ schwer beschädigten. „Bismarck“ selbst wurde während des Gefechts im Vorschiff getroffen – und das Schiff musste wegen schwerer Schäden und Treibstoffmangels seinen Einsatz abbrechen; man versuchte Frankreich zu erreichen. Interessant ist, dass es während und nach dem Gefecht in der Dänemarkstraße zu schweren Auseinandersetzungen innerhalb des Schiffskommandos gekommen sein muss. Während Admiral Günther Lütjens minutenlang zögerte, auf die bereits feuernden britischen Schiffe schießen zu lassen, gab Kapitän Ernst Lindemann mit folgender Bemerkung den Befehl für die erste Salve: „Ich lasse mir doch mein Schiff nicht unter dem Hintern wegschießen. Feuererlaubnis!“ Auch wandte sich Admiral Lütjens am 25. Mai über die Bordsprechanlage an die Besatzung und sprach angesichts der noch immer günstigen Lage für die „Bismarck“ von „Sieg oder Tod“, das hob die Moral der Männer kaum. Kapitän Lindemann sprach im Gegensatz dazu in einer zweiten Ansprache von der bevorstehenden Ankunft in Frankreich

Zwei Tage später wurde die „Bismarck“ durch britische Seestreitkräfte bzw. eigene Sprengladungen versenkt. 2.104 ihrer Besatzungsmitglieder starben; kurz vor dem Untergang der „Bismarck“ war die „Prinz Eugen“ nach Brest geschickt worden und entkam. Das Wrack der „Bismarck“ wurde 1989 von Dr. Robert Ballard gefunden. Sie ruht in einer Tiefe von 4.800 Metern.

Diorama des Wracks der Schlachtschiff Bismarck gebaut von Wilhelm Thümler im Maßstab 1:250 und ausgestellt auf Deck 5 des Internationalen Maritimen Museum Hamburg.
Diorama des Wracks des Schlachtschiffs „Bismarck“ gebaut von Wilhelm Thümler im Maßstab 1:250 und ausgestellt auf Deck 5.

Technische Daten

  • Länge/Breite/Tiefgang: 251 x 36 x 9,9 Meter
  • Geschwindigkeit: 30,1 kn
  • Verdrängung: 43.980 ts (Standard), 51.760 ts (Volllast)
  • Erbauer: Blohm & Voss AG, Hamburg
  • Indienststellung: 24.8.1940
  • Bewaffnung: 8 x 38 cm, 12 x 15 cm, 16 x 10,5 cm, 16 x 3,7 cm, 12 x 2 cm
  • Besatzung: 2.220
Bauplan der Schlachtschiffe "Bismarck" und "Tirpitz" gezeichnet in 1951. Digitalisat der Archiven © 2021 Peter Tamm Sen. Foundation (Hamburg)
Bauplan der Schlachtschiffe „Bismarck“ und „Tirpitz“ gezeichnet in 1951. Digitalisat aus dem Archiv © 2021 Peter Tamm Sen. Foundation (Hamburg)

Modelle des Schlachtschiffs „Bismarck“

Das Modell von Helmut Schmid (1:100)

Das Modell von Wolfgang Wurm (1:200)

Das Schlachtschiff Bismarck im Archiv des Museums

Literaturempfehlungen

Auf Englisch:

Backer, Steve, Bismarck and Tirpitz, ShipCraft 10, Seaforth Publishing 2008.

Draminski, Stefan, The Battleship Bismarck. Anatomy of the Ship, Osprey Publishing 2018.

Müllenheim-Rechberg, Burkard Baron von, Battleship Bismarck. A Survivor’s Story, Naval Institute Press, Annapolis 1980.

Auf Deutsch:

Breyer, Siegfried / Gerhard Koop, Schlachtschiff Bismarck. Eine technikgeschichtliche Dokumentation. Lizenzausgabe: Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1996.

Gaack, Malte / Carr, Ward, Schlachtschiff Bismarck. Das wahre Gesicht eines Schiffes. Teile 1-3. 2016.

Konstam, Angus, Schlachtschiff Bismarck, Motor Buch Verlag 2017.

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