Heute stellen wir einen weiteren besonderen Bestand für alle Interessierten online: Die maritime historische Speisekarten. Insgesamt sind in diesem Bestand 153 ausgewählte Speisekarten mit insgesamt 363 Digitalisaten digitalisiert worden und nun online verfügbar.
Ein besonderes Objekt ist die Speisekarte für das Mittagessen auf dem Dampfer „Lahn“ am 3.November 1900 auf der Reise Amerika – Asien – Australien. Auf dem Speiseplan standen „Schildkrötensuppe“ (damals: unter Feinschmeckern als „Königin der Suppen“ bekannt), „Eierkuchen mit Parmesan-Käse“, „geschwungene Kalbsniere“ und „Wachteln auf gerösteten Brotschnitten“. Zum Dessert wurde „Apfelsinen-Auflauf“, „Baumkuchen“, Obst und „Kaffee mit Sahne“ gereicht. Die „Lahn“ war ein Passagierdampfer der „Flüsse“-Klasse, die meist zwischen Bremen und New York fuhr. Sie lief 1887 vom Stapel. Sie war der letzte Dampfer, den der Norddeutsche Lloyd im Vereinigten Königreich von der Werft Fairfield Shipbuilding and Engineering Co. Ltd. in Glasgow bauen ließ.
In den 30er Jahren wurde auf den Transatlantikreisen international gespeist: Die historische Speisekarte für das Gabelfrühstück des Dampfers „Stuttgart“ am 21. Mai 1928 präsentierte „Wiener Lungenbäuschl“, „gebackenes Kalbshirn“ oder „Amerikanische Küken-Pastete“.
Die Speisen an Bord wurden thematisch an besondere Anlässe angepasst: Zum „Fest-Essen“ anlässlich des Überschreitens des Äquators am 19. Juni 1928 auf dem Dampfer „Werra“ wurde „Suppe von Haifischflossen“, „Walross-Schnitte nach Triton“ und „Seehund-Steak mit Gemüse aus Poseidons Garten“ angeboten. Dazu wurden die Gäste mit einem passenden Musikprogramm begleitet wie „Einzug in Neptuns Gefilde“ oder „Der verliebte Haifisch“ (siehe unten).
Abgesehen von den, für heutige Verhältnisse, absurden Speisen, sind viele Speiskarten kleine Schmuckstücke: Die Speisekarte für das 2. Frühstück am 4. Juni 1933 auf dem Dampfer „Dresden“ ist mit einem edlen Goldrand versehen und einer einzig für diesen Anlass handgefertigten Zeichnung des Dampfers geschmückt. Entsprechend königlich gestaltet sich die Speisekarte des Dinners zu Ehren des Prinz Heinrich von Preussen am 26. Februar 1902 im Waldorf-Astoria in New York, die auf Seide gedruckt wurde.
So erzählt jede maritime historische Speisekarten eine andere Geschichte und offenbart längst vergangene und vergessene Vorlieben beim Speisen.
Die Digitalisierung der Bestände des IMMH ist Gefördert von: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Sammlung historischer Menüs aus den Archiven wurde von Birgit Alterdeitering-Tiggeman recherchiert und eine Auswahl von Disher wurde von Heinz O. Wehmann neu interpretiert. Das Ergebnis ist im Koehlers Verlag als „Stories of Menu – Historische maritime Speisen neu interpretiert“ erschienen. Das Buch ist in unserer Buchhandlung WEDE erhältlich.