Letzte Woche hatte das Team des Internationalen Maritimen Museum Hamburg die Ehre, ganz besondere Gäste zu empfangen: die komplette Besatzung des Schulschiffs der Deutschen Marine GORCH FOCK.
Besuch von Marineangehörigen ist man im Internationalen Maritimen Museum Hamburg gewohnt. Aber eine komplette Crew eines Segelschulschiffes hat man im ehrwürdigen Kaispeicher B nur selten. „Besatzungsausflug Maritimes Museum Hamburg“ lautete am Donnerstag der Tagesbefehl für die Besatzungsmitglieder der GORCH FOCK, die mit Bussen aus Kiel anreisten.
Nach der Begrüßung durch Museumsvorstand Jan Tersteegen „enterten“ mehr als 80 Kadetten die neun Ausstellungsdecks.
Die offizielle Veranstaltung unter der Leitung des Kommandanten KptzS Andreas-Peter Graf von Kielmansegg fand im Rahmen der politischen Bildung des Marine-Nachwuchses statt. 4 Museumsführer begleiteten die Crewmitglieder durch die weltweit größte private maritime Sammlung. Das Ziel der Exkursion war die Horizonterweiterung im maritimen Umfeld. Im Maritimen Museum gab es dafür eine Menge Möglichkeiten.
Die Gorch Fock
Der Großsegler, das zweite Schiff dieses Namens, wurde 1958 als Schulschiff für die Marine der Bundesrepublik Deutschland gebaut. Ihr Bau war ein Jahr zuvor geplant worden und verlief nicht unumstritten. Es gab Leute, die den Nutzen eines Segelschulschiffs für eine Marine in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anzweifelten, und außerdem war Deutschland gerade durch den tragischen Untergang des Windjammers Pamir erschüttert worden. Trotz dieses Widerstands wurde dieses neue Schiff nach den Plänen des ersten Schiffes ihres Namens gebaut. Die ursprüngliche Gorch Fock wurde zwischen 1932 und 1933 gebaut, am Ende des Zweiten Weltkriegs versenkt, geborgen und von der sowjetischen Marine in Dienst gestellt. Heute ist sie ein Museumsschiff in Stralsund. Die neue Gorch Fock wurde wie das Original auf der Werft von Blohm & Voss in Hamburg gebaut.
Das als Bark getakelte Schiff trägt den Künstlernamen des Seefahrers und Schriftstellers Johann Wilhelm Kinnau. Er wurde 1880 auf der Elbinsel Finkenwerder geboren und starb am 31. Mai 1916 während der Skagerrakschlacht an Bord des kleinen Kreuzers SMS Wiesbaden. Johann Wilhelm Kinnau und die Geschichten über die Schlacht und die Wiesbaden sind ein Thema auf Deck 5 des Museums.
Seit 1958 ist die Gorch Fock „Deutschlands Botschafter unter Segeln“ und Ausbildungsstätte für Offiziersanwärter der Deutschen Marine. Nach all den Schwierigkeiten und Kontroversen während ihrer 2015 begonnenen Generalüberholung kehrte sie im Oktober 2021 endlich in ihren Heimathafen Kiel zurück. Nun hat sie ihren Dienst als Schulschiff wieder aufgenommen und soll ihn bis 2030 fortsetzen.
Die Geschichte der Gorch Fock wird auf Deck 2 des Museums in einer Präsentation dargestellt, die ein spektakuläres Modell des Schiffes im Maßstab 1:75 von Erwin Brodtke enthält.