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Fregatte, Leben an Bord

40 Kanonen-Fregatte der Royal Navy von 1768, als Modell auf Deck 2 des Internationalen Maritimen Museum Hamburg.

40 Kanonen-Fregatte der Royal Navy von 1768, als Modell auf Deck 2 des Internationalen Maritimen Museum Hamburg.

Leben an Bord:
am Beispiel einer 40 Kanonen Fregatte der Royal Navy, 1768


  1. Die Schiffsglocke
  2. Der Trommler
  3. Lenzen
  4. Das Ankerspill
  5. Bezeichnung der Segel
  6. Segel packen
  7. Die Segelfläche
  8. Eine Extraspiere
  9. Verrichten der Notdurft
  10. Marineinfanterie
  11. Offiziere
  12. Im Mars
  13. Geschützbedienung
  14. „Pulveraffen“
  15. Kanonenkugel
  16. Ein zusätzlicher Schutz
  17. Privilegien der Kapitän

Die Schiffsglocke

Die Schiffsglocke einer Fregatte der Royal Navy um 1768. Schiffmodell uaf Deck 2 der Internationale Maritime Museum Hamburg. Schiffsmodell

Die Tagesroutine an Bord wurde durch das Glasen mit der Schiffsglocke geregelt. Dazu wurde der Tag in Vier-Stunden-Blöcke aufgeteilt beginnend um 12 Uhr mittags. Um 12:30 Uhr wurde einmal geschlagen; danach jede weitere halbe Stunde ein weiterer Schlag, bis um 16:00 Uhr mit 8 Glasen (in 4 Doppelschlägen geglast) die Routine von vorne begann. Eine weitere Art der Zeiteinteilung war die Unterteilung in Wachen und Freiwachen, wobei die Freiwachen jederzeit durch Alle-Mann-Manöver unterbrochen werden konnten.


Der Trommler

Trommler an Bord der Royal Navy Fregatte. Schiffsmodell auf Deck 2, Internationales Maritimes Museum Hamburg.

An Bord waren akustische Signale oft besser zu hören als gerufene Befehle. Im Bild gibt ein Trommler Signale für die Marineinfanteristen. Die Seeleute hörten dagegen auf die Pfeifen des Bootsmanns und der Bootsmannsmaate.


Lenzen

Matrosen pumpen Wasser, auch lenzen genannt, an bord der Britische Fregatte. Modell im Internationalen Maritimen Museum Hamburg.

Da hölzerne Schiffsrümpfe permanent Wasser machten, gehörte das Pumpen – auch Lenzen genannt – zum Alltag der Seeleute. Nach Havarien oder Gefechten mit Treffern mussten alle Pumpen bis zur totalen Erschöpfung bedient werden, um das Schiff über Wasser zu halten.


Das Ankerspill

Das Ankerspill ist eine große Winde am Bord der Segelschiff aus den Jahr 1768. Deck 2, Internationales Maritimes Museum Hamburg,.

Das Einholen des Ankers war Schwerstarbeit und damit Alle-Mann-Manöver. Hierfür wurde das Ankerspill (große Winde) mittels Spillspaken gedreht, die jeweils von bis zu 5 Seeleuten besetzt waren. Oft setzte sich ein Seemann mit einem Musikinstrument (meistens eine Fiedel) auf den Spillkopf und die Matrosen an den Spaken sangen ein Lied (Shanty) zur gemeinsamen Arbeit. Dabei hatte dieses Singen weniger Unterhaltungscharakter, sondern bot viel mehr die Möglichkeit im Gleichtakt zu arbeiten.


Bezeichnung der Segel

Die Bezeichnungen der Segeln eine Fregatte der zweite Hälfte der 18. Jahrhundert. Schiffsmodell auf Deck 2 der Internationale Maritime Museum Hamburg.
  • 1: Aussenblinde
  • 2: Blinde
  • 3: Klüver
  • 4: Vorstengestagsegel
  • 5: Vorbram
  • 6: Vormars
  • 7: Breitfock
  • 8: Grossbram
  • 9: Grossmarssegel
  • 10: Grosssegel
  • 11: Kreuzmarssegel
  • 12: Besansegel

Segel packen

Matrosen packen die Segeln eine Fregatte der Royal Navy um 1768. Schiffsmodell auf Deck 2 der Internationale Maritime Museum Hamburg.

Vor einem Gefecht wurden die unteren Segel aufgegeit und von den Matrosen an der Rah festgemacht, um die Brandgefahr durch Funkenflug zu minimieren. Dabei standen sie auf Fußpferden genanntem Tauwerk, das unter den Rahen gespannt war. Sie arbeiteten dabei von außen nach innen. Auf diese Weise wurde die Gefahr für die Seeleute verringert, von den schlagenden Segeln von der Rah geworfen zu werden. Die Arbeiten in der Takelage waren immer gefährlich; auch bei korrektem Verhalten der Seeleute.


Die Segelfläche

Die Segel der Fregatte. Internationales Maritimes Museum Hamburg.

Mit den Reffbändseln konnten die gerefften Segelbereiche an der Rah befestigt werden. So konnte in Abhängigkeit von der Windstärke die Segelfläche verringert werden, ohne gleich das ganze Segel bergen zu
müssen. Wollte man dagegen unter vollen Segeln die Geschwindigkeit weiter erhöhen, wurden zusätzlich Leesegel an den an der Rah ausgefahrenen Leesegelspieren gesetzt.


Eine Extraspiere

Ersatz Spieren, auch Rahen oder Toppmasten genannt, wurden am Rumpf Transportiert.

Spieren (Rahen, Toppmasten etc.) gingen im Sturm oder im Gefecht schnell zu Bruch und konnten auf See nicht neu beschafft werden. Daher führte man Ersatz mit an Bord. Hier ist eine Reservespiere aus Platzgründen außen an eine Rüste gelascht. Von solchen Rüsten aus wurde auch die Wassertiefe gelotet.


Verrichten der Notdurft

Toiletten für die Matrosen an Borde der Fregatte. Internationales Maritimes Museum Hamburg.

Solche Löcher dienten den einfachen Seeleuten der Besatzung als Toilette. Kapitän und Offiziere standen im Achterdeck persönliche Toiletten zur Verfügung. Bei schlechtem Wetter – vor allem bei Sturm und starkem Seegang – wurde die Notdurft auch in die Bilge entledigt.


Marineinfanterie

Die Marineinfanterie der Royal Navy am bord der Fregatte.

Während der Napoleonischen Kriege dienten an Bord englischer Kriegsschiffe ab einer bestimmten Größe auch Marineinfanteristen. Die Anzahl der Marineinfanteristen wurde generell mit einem Soldaten pro Bordgeschütz ermittelt; so z.B. hatte ein Linienschiff 1. Ranges 104 Marines und eine 28 Kanonen Fregatte 29. Sie waren an ihren roten Uniformen und weißen Patronengurten zu erkennen. Sie dienten der Aufrechterhaltung der Disziplin an Bord und unterstützten im Gefecht die Mannschaft als Scharfschützen und beim Enterkampf. An der Seemannschaft waren sie jedoch nicht beteiligt. Ebenso wenig bedienten sie die Geschütze, für die ausschließlich besonders geschulte und gedrillte Besatzungsmitglieder verantwortlich waren.


Offiziere

Offiziere der Royal Navy am Bord der Fregatte.

Die Offiziere trugen in der Royal Navy erstmals ab 1748 verbindlich blau-weiße Uniformen. Davor setzten sie sich gegenüber den Mannschaften
lediglich durch Standestracht und Perücken ab.


Im Mars

Mars, Plattform an die Masten der Fregatte. Modelschiff auf Deck 2 der Internationale Maritime Museum Hamburg.

Diese Plattform wird Mars genannt. Sie diente vor allem der Verspreitzung der Marsstengewanten. Die Püttingswanten übertragen den Zug
der oberen Wanten auf den Mast darunter. Außerdem diente die Mars dem Ausguck als erhöhter Platz, wenn er nicht gar auf der Bramsaling saß. Darüberhinaus bot die Mars den Scharfschützen der Marineinfanterie im Gefecht eine ideale überhöhte Position. Während die Seeleute beim Aufentern über die Webleinen der Püttingswanten auf die Mars oder höher gelangten, nutzten unerfahrene Seeleute (Landratten) und Marineinfanteristen eine Öffnung seitlich am Mast, die verächtlich Landrattenloch oder Soldatenloch genannt wurde.


Geschützbedienung

Matrosen bedienen die Kanonen an Bord der Fregatte. Schiffsmodell auf Deck 2, Internationales Maritimes Museum Hamburg.

An jedem Bordgeschütz dieser Größe arbeiteten sechs Mann. Zur vereinfachten Übermittlung der Befehle wurden ihnen Nummern verteilt. Nummer Eins, der Geschützführer, machte die Kanone feuerbereit, zielte und schoss. Nummer Zwei richtete das Geschützrohr mit sogenannten Richtspaken; Drei lud nach; Vier löschte Funken durch Auswischen des Rohrs; Fünf reichte die Munition an und Sechs, der Pulverjunge, schaffte neue Kartuschen, Pulverbeutel, heran. Gut aufeinander abgestimmte Geschützmannschaften entschieden manchen Kampf; bei ihnen vergingen oft nur zwei Minuten zwischen den Schüssen. Auf einem Geschützdeck gab es zwei Batterien; jede wurde von einem Leutnant geführt.


„Pulveraffen“

Ein sogenannte Pulveraffe rennt auf dem Deck der Fregatte. Schiffsmodell im Internationalesn Maritimen Museum Hamburg.

Pulverjungen – auch Pulveraffen genannt – schleppten Kartuschen aus der Füllkammer an die Geschütze. Sie waren meist die jüngsten Mitglieder der Besatzung. Aufgrund ihrer geringen Körpergröße waren sie in der Enge unter Deck schneller. Waren Frauen an Bord, halfen auch sie bei dieser Arbeit.


Kanonenkugeln

Kanonenkugel Werden am Bord der Fregatte transportiert. Internationales Maritimes Museum Hamburg.

Kugeln wurden im Gefecht zu den Geschützen getragen. Die schweren Geschosse wurden nahe am Kiel verstaut, wo sie dem Schiff zusätzlich Stabilität verliehen. Da sie dort in der Feuchtigkeit Rost ansetzten, mussten sie vor dem Einsatz gereinigt und eingefettet werden.


Ein zusätzlicher Schutz

Hängematten in Finknetze als zusätliche Schutz am Deck der Fregatte. Internationales Maritimes Museum Hamburg.

Die in die Finknetze gestauten Hängematten der Mannschaft erhöhten im Kampf das Schanzkleid und boten einen Schutz gegen Musketenkugeln.


Privilegien des Kapitäns

Die Heckgalerie des Schiffes, ein Privileg des Kapitän der Fregatte. Internationales Maritimes Museum Hamburg.

Der Kapitän besaß besondere Privilegien. Unter anderem standen ihm ein eigener Schlafraum und ein Esszimmer zur Verfügung, die im Heck des Schiffes über die gesamte Schiffsbreite angeordnet waren. Die Offiziere hatten ihre eigene Offiziersmesse. Die Heckgalerie war dem Kapitän vorbehalten. Hier genießt der Kapitän ein wenig Privatsphäre auf der Galerie.