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„Posen“ ex „Preussen“

Die „Posen“ wurde 1891 unter dem Namen „Preussen“ erbaut und bei Indienststellung des gleichnamigen großen Fünfmastvollschiffes in „Posen“ umbenannt. Sie war das letzte für Laeisz. erbaute Vollschiff der Klasse, die den nachfolgenden berühmten Viermastbarken an guten und schnellen Reisen kaum nachstanden und sich wie diese schnell einen guten Ruf erwarben. Bei einer Länge von ca. 80 m und 1761 Brt. war die „Posen“ ein beachtliches Schiff mit gleichmäßig guten Reisen.

Ins Blickfeld geriet sie zum ersten Mal , als sie 1905 während des großen Erdbebens in Valparaiso einlief und sich die Besatzung sofort an den Bergungsarbeiten in der zerstörten Stadt beteiligte. 1909 ging das Schiff nach einem Feuer an Bord verloren, das die Besatzung vergeblich unter Kontrolle zu bringen versuchte.

Nachhaltig bekannt wurde das Schiff durch die Schilderung eines Orkans bei Kap Horn durch den Grafen von Larisch, der eine Reise auf der „Posen“ machte, um Bildmaterial für sein unübertroffenes Werk „Sturmsee und Brandung“ zu sammeln. Die Schilderung spricht für sich. Hier ein Auszug:
„Wir sollten das Schlimmste erst noch erleben:

Der Kapitän und ich waren eben wieder an Deck gekommen, als gegen zwei Uhr nachmittags der Sturm plötzlich nachzulassen schien … Dann mit einem Mal drehte der Wind um drei Striche nach West, und in wenigen Augenblicken wuchs er zu einer grauenhaften Gewalt an, die alles bisher Dagewesene noch weit übertraf. Durch drei Stunden wehte aus West ein voller Orkan, Windstärke 12. Von Stärke des Sturmes war nicht mehr zu reden; es war Wut, volle entfesselte Wut ungeheuerer gigantischer Gewalten. In wenigen Augenblicken gingen alle drei Untermarssegel , die bisher dem kollossalen Druck des Sturmes widerstanden hatten, in Fransen zerrissen über Bord. Die Masten bogen sich, als wollten sie jeden Augenblick brechen. Die rollende Bewegung des Schiffes war beinahe ganz aufgehoben; das ganze Fahrzeug, zitternd und bebend in allen seinen Fugen, wurde durch die unerhörte Gewalt des Orkans platt auf die See gedrückt. Das Schiff trieb mit großer Geschwindigkeit querab acht Strich und legte sich so auf die Seite, dass das ganze Verdeck bis fast an die Lukenverschanzkleidung unter Wasser stand und es den Anschein hatte, als ob es sich nie mehr aufrichten könnte. Die See war nur eine einzige weisse tosende Masse. Unter dem furchtbaren Druck des Orkans brachen die Kämme der Wogen nicht mehr über, sondern wurden als schäumende Gischt waagrecht davongeweht, alles in einen einzigen weissen undurchdringlichen Schleier hüllend… Das furchtbare Gebrüll des Orkans und das Toben der See spotten jeder Beschreibung. Es heult und pfeift, es braust und zischt in Höhen und Tiefen in wahrhaft sinnverwirrender Weise. Ich lag neben dem Kapitän und versuchte, mit meinem Mund an seinem Ohr, mit aller Lungenkraft schreiend, ihm ein Wort zu sagen, ohne dass er einen Ton gehört hätte. Wir hätten uns nicht erheben oder uns rühren können, selbst wenn wir gewollt hätten; wir fühlten uns mit entsetzlicher Kraft auf den Boden niedergedrückt und festgehalten. Es war grauenerregend … Durch drei Stunden, die uns eine Ewigkeit dünkten, rasten Wind und See um die Wette, … dann liess allmählich die Gewalt des Sturmes nach; man konnte sich doch wieder rühren, das Schrecklichste schien überstanden. … Unser braves Schiff war schwer mitgenommen worden. … Aber trotz allem waren wir uns bewusst, noch gut davon gekommen zu sein. … und bald standen hoch am Firmament leuchtend und still die Sterne … und ergossen wie eine Tröstung ihr mildes, friedliches Licht auf ein sturmgefegtes Schiff.“

“Posen” formerly “Preussen”

The “Posen” was built in 1891 under the name “Preussen” and renamed “Posen” when the large five-masted full-rigged ship of the same name entered service. She was the last full-rigged ship of the class built for Laeisz, which was hardly inferior to the famous four-masted barques that followed in terms of good and fast voyages and, like them, quickly acquired a good reputation. With a length of approx. 80 metres and 1761 gross tonnage, the “Posen” was a remarkable ship with consistently good voyages.

She first came into the spotlight when she arrived in Valparaiso in 1905 during the great earthquake and the crew immediately took part in the salvage work in the destroyed city. In 1909, the ship was lost after a fire on board, which the crew failed to get under control.

The ship became famous through the account of a hurricane at Cape Horn by the Count von Larisch, who travelled on the “Posen” to collect photographic material for his unsurpassed work “Sturmsee und Brandung”. The account speaks for itself. Here is an excerpt:

“The worst was yet to come:
The captain and I had just come back on deck when, around two o’clock in the afternoon, the storm suddenly seemed to abate … Then all of a sudden the wind shifted to the west by three points, and in a few moments it grew to a terrible force that far exceeded anything we had ever experienced before. For three hours a full gale blew from the west, wind-force 12. There was no longer any question of the strength of the storm; it was fury, the full unleashed fury of monstrous, gigantic forces. In a few moments, all three lower mast sails, which had so far withstood the colossal pressure of the storm, were torn into shreds as they fell overboard. The masts bent as if they were about to break at any moment. The rolling motion of the ship was almost completely cancelled; the whole vessel, trembling and shaking in all its joints, was pressed down onto the sea by the unheard-of force of the gale. The ship was drifting at great speed turning 90 degrees and lay on her side so that the entire deck was submerged almost up to the hatch cover and it looked as if she would never be able to right herself again. The sea was just one white, raging mass. Under the terrible pressure of the hurricane, the crests of the waves no longer broke over, but were blown away horizontally as foaming spray, enveloping everything in a single white impenetrable veil… The terrible roar of the hurricane and the raging of the sea defy every possible description. It howls and whistles, it roars and hisses in highs and lows in a truly mind-boggling way. I lay next to the captain and tried to say a word to him with my mouth to his ear, screaming with all my lungs, without him hearing a sound. We could not have risen or moved even if we had wanted to; we felt ourselves pressed down and pinned to the floor with terrible force. It was terrifying … For three hours, which seemed like an eternity, the wind and the sea raced against each other … then the force of the storm gradually subsided; we were able to move again, the worst seemed to be over. … Our good ship had been badly damaged. … But despite everything, we recognised that we had got off quite well. … and soon the stars stood high in the sky, shining and still … and poured their mild, peaceful light onto a storm-tossed ship like a consolation.”