Ein windstiller Morgen nach dem Sturm. Die rot beleuchteten Wolkenfetzen und der Frühdunst verdecken die bereits am Himmel stehende Sonne. Eine menschenleere Küstenlinie unterstreicht die Verlassenheit und die diesseitige Verlorenheit der vor längerer Zeit aufgegebenen alten Dampfer und des gesunkenen Schoners. Eine Szenerie der Vergänglichkeit, in der die gedämpften Farben der Atmosphäre und das auf dem still ruhenden Meer widerspiegelnde Licht einen vergeblichen Hoffnungsstrahl zu verbreiten scheinen. Der Anblick „Rheas“ und des anderen Schiffes zeigt nur die Vergeblichkeit des menschlichen Kampfes gegen die vernichtende Kraft eines Sturmes.
Und dennoch hat die Strandung in der verschlingenden Gewalt des Geschehens einen Weg der Hoffnung frei gelassen.
War es die überlieferte Macht des Namens der aus dem antiken Griechenland überlieferten Sagengestalt der göttlichen Rhea? Reichte die Kraft dieser wichtigen kretischen Göttin, Titanin,Tochter des Uranos und der Gaia und Gattin des Kronos, um die Schiffe dem mythenhaften Davy Jones und seinem Locker zu entreißen, welche die alten Seefahrer bis in die englische maritime Vorstellungswelt schreckten und verfolgten?
Rhea rettete in der Sagenwelt ihre sechs Kinder, darunter Poseidon und Zeus, die spätere höchste Instanz, vor der Verfolgung durch ihren Vater Kronos – denn schon zu jener Zeit verbreitete sich die Kunde von bösen Absichten schnell weiter, und als die Titanin von diesem Verbrechen erfuhr, gelang es ihr, das Unglück abzuwenden. Vielleicht gehörte der Hang zu guten Taten zu Rheas Eigenschaften, von dem bis heute tüchtige Seefahrer – zumindest in der englischen maritimen Welt – ihren Nutzen haben.
In unseren Tagen pflegen die Nachfahrinnen bei den Stapelläufen großer Liner, zur Freude des üblichen Volksauflaufs, alle bösen Einflüsse mit Hilfe ihrer Körperkraft und einer Sektflasche für die Zeit des maritimen Daseins der so geadelten Schiffe zu verbannen.
Rhea’s revival
A calm morning after a storm. The red-lit wisps of cloud and the early morning haze obscure the sun already in the sky. A deserted coastline emphasizes the desolation and worldly forlornness of the old steamer and the sunken schooner that were abandoned a long time ago. A scene of transience, in which the muted colours of the atmosphere and the light reflecting on the calmly resting sea seem to spread a futile ray of hope. The sight of ‘Rhea’ and the other ship only shows the futility of the human struggle against the destructive force of a storm.
And yet the stranding in the engulfing force of events has left a path of hope open.
Was it the traditional power of the name of the legendary figure of the divine Rhea from ancient Greece? Was the power of this important Cretan goddess, Titaness, daughter of Uranos and Gaia and wife of Kronos, enough to snatch the ships from the mythical Davy Jones and his locker, who frightened and haunted the ancient seafarers right into the English maritime imagination?
In mythology, Rhea saved her six children, including Poseidon and Zeus, who later became the highest authority, from persecution by their father Kronos – because even at that time, word of evil intentions spread quickly, and when the Titaness learnt of this crime, she managed to prevent the disaster. Perhaps Rhea’s tendency to do good deeds was one of her traits, which still benefits skilled sailors today – at least in the English maritime world.
Nowadays, at the launching of large liners, the descendants are in the habit of banishing all evil influences with the help of their physical strength and a bottle of champagne for the duration of the maritime existence of the ships thus elevated, to the delight of the usual crowds.