Der Ozeandampfer SS Reliance (1915-1940). Diese Miniatur im Maßstab 1:1250 ist Teil unserer Ausstellung über die Geschichte des Schiffbaus auf Deck 3 des Museums.
Wir schreiben regelmäßig darüber, wie sich der Krieg auf die zivile Schifffahrt ausgewirkt hat, denn er bleibt eine dramatische Konstante in der Geschichte. Der Fall des Schiffes, das diese Miniatur darstellt, ist, gelinde gesagt, recht kurios.
Dieser Ozeandampfer wurde im Jahr 1915 auf der J.C. Tecklenborg-Werft bei Bremerhaven fertiggestellt. Ursprünglich sollte er „Johan Heinrich Burchard“ heißen, nach einem berühmten Hamburger Bürgermeister, und für die HAPAG im Einsatz sein. Aber damals tobte der Erste Weltkrieg, und so fuhr sie nie unter diesem Namen. Die HAPAG verkaufte sie 1916 an die holländische Gesellschaft Koninklijke Hollandsche Lloyd und legte den Ablieferungstermin auf die Zeit nach Kriegsende fest. Am 3. Februar 1920 unternahm sie schließlich ihre erste Reise unter niederländischer Flagge. Ihr neuer Name lautete „Limburgia“.
Bereits 1922 verkauften die Niederländer das Schiff an die United American Lines, die zu diesem Zeitpunkt einen Kooperationsvertrag mit der HAPAG hatte. Das Schiff, das nun „Reliance“ hieß, trug nur ein Jahr lang die Flagge der Vereinigten Staaten, denn ihre neue Gesellschaft gab ihr 1923 die Flagge Panamas. Der Grund dafür war das amerikanische Prohibitionsgesetz: Unter der Flagge Panamas war es noch legal, Alkohol an Bord auszuschenken. Das machte das Schiff für viele Reisende attraktiver.
1926 beendete die HAPAG ihre Zusammenarbeit mit den United American Lines und kaufte einige ihrer Schiffe zurück, um die Nordatlantikroute unabhängig bedienen zu können. So kam es, dass die „Reliance“ mit über 10 Jahren Verspätung in den Dienst der Gesellschaft trat, die sie ursprünglich bestellt hatte. Sie diente als Linienschiff und bis 1938 auch als Kreuzfahrtschiff. Am 7. August desselben Jahres brach im Schiff ein Feuer aus, als es in Hamburg auf Passagiere wartete. Das Feuer, dessen Ursachen unbekannt ist, konnte nicht unter Kontrolle gebracht werden und das Schiff sank im Hafen. Es gab Pläne, das Schiff zu reparieren, aber der Zweite Weltkrieg machte diese Pläne zunichte. Sie wurde schließlich nach Bremerhaven gebracht und 1940 abgewrackt.