IMMH

Kriegsschiff Novgorod

Das Kriegsschiff Novgorod (1874-1911). Ihr Modell im Maßstab 1:100 ist Teil unserer Ausstellung über moderne Seekriegsführung auf Deck 5 des Museums.

Das Kriegsschiff Novgorod (1874-1911). Ihr Modell im Maßstab 1:100 ist Teil unserer Ausstellung über moderne Seekriegsführung auf Deck 5 des Museums.


Wenn man an experimentelle Schiffsentwürfe aus der Zeit der industriellen Revolution denkt, kann fast keiner den russische Monitor – so nennt man ein eher kleines Kriegsschiff mit schweren Geschützen in einem oder mehreren Geschütztürmen – „Nowgorod“ an Seltsamkeit übertreffen. Obwohl sie von einigen als das schlechteste Schlachtschiff aller Zeiten angesehen wird, war ihr praktischer Einsatz nicht so katastrophal und es gab Gründe, warum sie für manch heutigen Betrachter wie ein „Steampunk-UFO“ aussah. 

Die „Novgorod“ wurde 1870 nach Entwürfen von Konteradmiral Andrei Alexandrowitsch Popow gebaut. Popov entwarf auf der Basis einer Studie des schottischen Schiffsarchitekten John Elder („Circular Ships of War, with immersed motive power“) aus dem Jahr 1868 ein rundes Schiff. Der Grund, der zum Bau eines solchen Schiffes führte, war der Pariser Vertrag, der nach dem für Russland verlorenen Krimkrieg (1854-1856) durch die Siegermächte diktiert worden war. Russland war darin sehr strengen Beschränkungen hinsichtlich der Größe seiner Flotte im Schwarzen Meer unterworfen. Durch diesen war die Admiralität gebunden, keine größeren Schiffe bauen zu lassen, zudem war ihr Budget begrenzt. Jedoch wurde russischerseits die Ansicht vertreten, dass zum Schutz ihrer Häfen schwerere Geschütze benötigt würden. 

Die „Novgorod“ wurde zunächst in Sankt Petersburg gebaut, dann in Einzelteilen an das Schwarze Meer transportiert und dort montiert. Das Schiff wurde 1874 in Dienst gestellt und nahm am Russisch-Türkischen Krieg von 1877-1878 teil, in dem es jedoch eine untergeordnete Rolle spielte. Bei der Küsten- und Hafenverteidigung spielte die „Novgorod“ noch bis 1903 eine Rolle, dann wurde sie außer Dienst gestellt als Lager verwendet. 1911 wurde sie schließlich abgewrackt. 

Sie und die anderen nach ihrem Entwurf gebauten Schiffe, die den Spitznamen „Popovka“ trugen, waren kein erfolgreiches Experiment. Doch ihr Ruf ist weitaus schlechter, als sie tatsächlich waren. Das hat vor allem mit der Propaganda der 1870er Jahren zu tun, mit der die damaligen Gegner Russlands darauf abzielten, die Konstruktion lächerlich zu machen, indem sie entweder die Probleme der Konstruktion übertrieben darstellten oder einfach negative Nachrichten über die Schiffe erfanden. 

Ihr Modell im Maßstab 1:100 ist Teil unserer Ausstellung über moderne Seekriegsführung auf Deck 5 des Museums.