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Die Sea Cloud-Flotte

Das Internationale Maritime Museum Hamburg zeigt Modelle der drei besegelten Kreuzfahrtschiffe der Reederei Sea Cloud Cruises, sowie eine komplette Erste Klasse Kabine der „Sea Cloud II“. Das Modell der „Sea Cloud“ (1931) und Kabine können bereits seit 2008 auf Deck 6 des Museums betrachtet werden. Modelle der „Sea Cloud II“ (2001) und der „Sea Cloud Spirit“ (2021) sind 2022 dazugekommen und begrüßen unsere Gäste in der Eingangspassage des Museums.

The models of the sailing cruise ships Sea Cloud Spirit and Sea Cloud II at the entrance of the International Maritime Museum Hamburg.

Wir bedanken uns bei der Firma Sea Cloud Cruises für die Überlassung der Modelle und der Kabine an unsere Sammlung und für die langjährige Förderung.

„Sea Cloud“ (1931)

Sie ist eines der luxuriösesten Segelkreuzfahrtschiffe der Welt. Bis sie zu dem wurde, was sie heute ist, hatte sie eine erstaunliche Karriere, während der sie in mehrfacher Hinsicht Geschichte schrieb.

The model of the Sailing Cruise Ship Sea Cloud on deck 6 of the International Maritime Museum Hamburg.

Das Schiff ist ein stählerner Viermast-Hybridsegler mit Barktakelung, der ursprünglich nach einem Entwurf von Gibbs & Cox, New York, gebaut wurde. Der Entwurf kombinierte Elemente einer Segelyacht mit denen eines Windjammers. Zusätzlich zu den Segeln mit einer Fläche von 3000 m² treiben zwei dieselelektrische SKL-Hilfsmotoren zwei Propeller an. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 15 Knoten. Die „Sea Cloud“ ist insgesamt 109,50 m lang und fast 15 m breit.

Original-Takelplan für das Schiff, angefertigt von der Germaniaweft in Kiel 1931, digitalisiert aus unserem Archiv.
Original-Takelplan für das Schiff, angefertigt von der Germaniaweft in Kiel 1931, digitalisiert aus unserem Archiv.

Konzipiert als private Segelyacht der Superlative, ist sie nach einer ereignisreichen Karriere heute ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff, auf dem sich eine etwa 60-köpfige Besatzung um 64 Passagiere kümmert.

Größte Privatyacht der Welt und Diplomatenschiff

Das Schiff wurde 1931 auf der Friedrich Krupp Germaniawerft in Kiel für das US-amerikanischen Unternehmerpaar Edward Francis Hutton und seine Frau Marjorie Merriweather Post gebaut und auf den Namen „Hussar V“ getauft. Merriweather Post entwarf eigenhändig die Innenausstattung des Schiffes und wurde nach der Scheidung des Paares seine alleinige Eignerin. Zum Zeitpunkt ihres Baus war das Schiff die größte Privatyacht der Welt. Ihr Besitzerin heiratete 1935 Joseph E. Davies, den US-Botschafter in der Sowjetunion, und benannte das Schiff in „Sea Cloud“ um. Bis zum Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg blieb sie eine Privatyacht, diente aber auch als Plattform für diplomatische Aktivitäten. Im Krieg bot Merriweather Post das Schiff der US-Marine an. 1942 wurden ihre Masten entfernt und sie erhielt einen Anstrich in Marinegrau. Derart umgerüstet diente sie der Marine und der US-Küstenwache als Wetterschiff.

Kriegsdienst

Nach kurzem Einsatz für die Küstenwache wurde sie am 9. April 1943 als USS „Sea Cloud“ unter der Kennung „IX-99“ für die US-Marine in Dienst gestellt und diente im Atlantik als Wetterschiff. Zwischen Dezember 1943 und November 1944 war sie Schauplatz eines für die Zeit revolutionären Experiments: An Bord wurde erstmals die damals noch übliche „Rassentrennung“ aufgehoben. Der Versuch wurde von Commander Carlton Skinner (1913-2004) initiiert und geleitet.

Skinner war schockiert, als er mit ansehen musste, wie ein Schwarzer den Hauptantrieb der USS „Northland“ nach dessen Ausfall im Einsatz reparierte und ihm in der Folge dennoch eine Beförderung verweigert wurde (Afroamerikaner durften zu der Zeit auf Schiffen der Marine nur als Stewards eingesetzt  werden). Für Skinner war die  „Rassenintegration“ in der Marine nicht nur eine moralische, sondern auch eine praktische Notwendigkeit. Die rassistischen Traditionen in der Marine bedeuteten eine Verschwendung von Talenten, auf die man gerade in Kriegszeiten nicht verzichten konnte.

In der Folge wurden Pläne für die Erprobung einer Besatzung ohne „Rassentrennung“ ausgearbeitet. Nach Skinners Vorstellungen sollte dies auf einem Schiff im regulären Marinedienst geschehen. Nach vielen Bemühungen erhielt er schließlich das Kommando über die „Sea Cloud“, mit einer vollständig integrierten Besatzung. Das Experiment wurde in der Folge erwartbar zu einem vollen Erfolg.

US-Präsident Harry S. Truman berichtete 1949 vor dem Ausschuss für Gleichbehandlung und Chancengleichheit in den Streitkräften ausführlich über das gelungene Experiment.

Von der Dominikanischen Republik nach Hamburg

Nach dem Krieg erhielt Marjorie Merriweather Post das Schiff zurück. Es dauerte fast vier Jahre, bis sie wieder in ihrem alten Glanz erstrahlte. Doch nachdem die inzwischen erneut Geschiedene die Kosten für den dauerhaften Betrieb der Yacht kalkulierte, entschied sie sich, das Schiff zu verkaufen. Im Jahr 1955 wurde sie die Privatjacht von Rafael Trujillo, dem Präsidenten der Dominikanischen Republik. Dieser nannte sie nach seiner Tochter „Angelita“. Nach Trujillos Ermordung 1961 benannte die neue dominikanische Regierung das Schiff in „Patria“ um. Sie blieb jedoch inaktiv, bis sie 1966 an die Firma Sea Cruises, Inc. verkauft und in Panama registriert wurde. Das jetzt in „Antarna“ umbenannte Schiff wurde jedoch bis 1978 nicht eingesetzt. In diesem Jahr wurde es schließlich von einer neu gegründeten Hamburger Kreuzfahrtgesellschaft gekauft. Sie wurde in ihre ursprüngliche Bauwerft gebracht und gründlich restauriert, um das Segelkreuzfahrtschiff „Sea Cloud“ zu werden. Als solches ist sie seit 1981 im Einsatz. Im Jahr 1994 wurde sie von der neu gegründeten Hamburger Reederei Sea Cloud Cruises GmbH übernommen.  

Pläne für den Rumpf der Sea Cloud, digitalisiert aus unserem Archiv.

Das Kreuzfahrtschiff war ein solcher Erfolg, dass die Reederei zwischen 1998 und 2001 die „Sea Cloud II“ und später die noch größere „Sea Cloud Spirit“ bauen ließ.

Das Original-Werftmodell der Sea Cloud im Maßstab 1:100 steht neben einem Kabinennachbau mit Originalmöbeln auf unserem Ausstellungsdeck 6.

Sea Cloud II (2001)

Mitte der 1990er Jahre hatten die Kreuzfahrtreedereien die sog. „Clubschiffe“ entwickelt, die ihr Geschäft für große Gruppen neuer Kunden öffneten. In dieser Zeit bot die „Sea Cloud“ ihren Gästen ein ganz besonderes Erlebnis. Sie ist trotz der geringen Anzahl von Passagieren, die sie an Bord nehmen kann, und eines Verhältnisses von Besatzung zu Passagieren von fast 1:1 (was sie im Vergleich zu modernen Kreuzfahrtschiffen sehr teuer macht) ein voller Erfolg. Daher wurde nur vier Jahre nach Gründung der Sea Cloud Cruises GmbH mit dem Bau eines weiteren Schiffes mit dem gleichen Konzept begonnen, der „Sea Cloud II“.

The scale model of the sailing cruise ship Sea Cloud II at the entrance of the International Maritime Museum Hamburg.

Ihr Bau begann am 24. Mai 1998 bei der Astilleros Gondán SA im spanischen Asturien. Aufgrund der Komplexität ihrer Innenausstattung und einiger Lieferprobleme verzögerte sich ihre Fertigstellung um etwa ein Jahr. Die Taufe fand am 6. Februar 2001 in Las Palmas de Gran Canaria auf den Kanarischen Inseln statt. Die „Sea Cloud II“ ist größer als das Original und profitiert von der Tatsache, dass sie von Anfang an als Kreuzfahrtschiff konzipiert und daher zweckmäßiger gebaut wurde.

A reproduction of the luxurious cabin of the sailing cruise ship Sea Cloud II made with original furniture on deck 6 of the International Maritime Museum Hamburg.

Wie das Original ist die „Sea Cloud II“ ein stählerner Viermast-Hybridsegler, der als Bark getakelt ist. Sie ist 117 m lang, 16,50 m breit und verfügt über 2700 m² Segelfläche. Die Segel werden von zwei Krupp Man 8M 20 Dieselmotoren unterstützt, die einen Propeller antreiben. Mit ihnen erreicht das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 12 Knoten. Ein Bugstrahlruder erleichtert zudem das Manövrieren. An Bord der „Sea Cloud II“ kümmert sich eine 65-köpfige Besatzung um das Wohl von bis zu 96 Passagieren. Ihre Hauptfahrtgebiete sind das Mittelmeer und die Karibik.

Das Original-Werftmodell der Sea Cloud II im Maßstab 1:100 ist in der Eingangspassage des Museums ausgestellt. 

Sea Cloud Spirit (2022)

Die Erwartung, dass sich ein weiteres Segelkreuzfahrtschiff für die Reederei als Erfolg erweisen würde, bestätigte sich. Nur sechs Jahre nach der Jungfernfahrt des Sea Cloud II beschloss die Rederei folgerichtig die Bestellung eines dritten solchen Schiffes, welches noch größer, als ihre Vorgänger sein sollte.

The yard model of the sailing cruise ship Sea Cloud Spirit at the entrance of the International Maritime Museum Hamburg.

Das Schiff wurde 2007 bei der Werft Factoría de Naval de Marín in Galicien, Spanien, in Auftrag gegeben. Der Konkurs der Werft stoppte 2010 jedoch das Projekt unerwartet. Erst im Jahr 2015 konnte daher der Rumpf des Schiffes zu Wasser gelassen werden. Doch die Zukunft des geplanten Schiffes blieb noch lange unsicher, bis 2018 schließlich die Werft MetalShips & Docks (ebenfalls Asturien) den Auftrag zur Fertigstellung des Schiffes erhielt. Die Arbeiten kamen zunächst gut voran, doch die COVID-19 Pandemie sorgte für weitere Jahre der Verzögerung. Endlich, am 29. April 2021, konnte die „Sea Cloud Spirit“ fertiggestellt und am 14. September desselben Jahres getauft werden.  Am 16. Juni 2022 schließlich, traf sie in Hamburg ein.

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Der Entwurf des spanischen Schiffsarchitekten Iñigo Echenique sah vor, den Stil der Vorgängerschiffe beizubehalten und gleichzeitig den Komfort für die Gäste weiter zu verbessern. Die „Sea Cloud Spirit“ verfügt über eine Segelfläche von  4100 m², ist 125 m lang und 17,20 m breit. Ihre 85-köpfige Besatzung kümmert sich um bis zu 136 Passagiere. Angetrieben von Siemens-Elektrodieselmotoren bringen zwei Propeller das Schiff auf eine Höchstgeschwindigkeit von 14 Knoten.

Das originale Werftmodell der Sea Cloud Spirit im Maßstab 1:100 ist im Eingangsbereich des Museums ausgestellt.

Das Buch „Sea Cloud Spirit – eine Legende unserer Zeit“ (Koehler Verlag) von Michael Batz ist bei WEDE Fachbuchhandlung im Foyer des Museums und online erhältlich.