Küstenfrachter Inga. Das Werftmodell der Inga steht als Beispiel für spezialisierte Küstenfrachter auf Deck 6 des Museums.
Seit dem frühen 17. Jahrhundert findet in der nordfriesischen Stadt Husum Schiffsbau in großem Stil statt. Aus dieser Tradition ging auch das Unternehmen Husumer Weft hervor. Die Husumer Werft erlebte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg einen enormen Aufschwung und profitierte stark vom deutschen Wirtschaftswunder. Seine absolute Blütezeit erlebte das Unternehmen schließlich in den 1970er Jahren, in denen es zeitweise bis zu 800 Mitarbeiter beschäftigte. Anfang der 1980er Jahre kam es jedoch zu einer Werftenkrise und einem Rückgang der Auftragslage. Die Husumer Werft war in der Folge gezwungen, ihre Kapazitäten zu halbieren. Neue Geschäftsfelder mussten erschlossen werden und in den 1990er Jahren begann die Werft mit dem Bau von Windkraftanlagen. Dies konnte jedoch den ständigen Rückgang der Neuaufträge nicht auffangen, und im Dezember 1999 musste die Husumer Werft Konkurs anmelden.
Zwischen den späten 1940er Jahren und dem Konkurs im Jahr 1999 hat die Husumer Werft weit über 400 Schiffe gebaut. Die Spezialität der Werft war der Bau von kleineren Küstenfrachtern wie der „MS Inga“ von 1985. Sie war 82 m lang und 11 m breit. Sie war ein sehr flexibles Schiff, das für den Transport einer Vielzahl von Gütern gebaut wurde, auch wenn ihre Hauptaufgabe der Holztransport sein sollte. Eigner wurde die Jan Peter Lüdtke KG in Rendsburg.
Die „Inga“ kehrte 1995 auf die Husumer Werft zurück, um überholt zu werden und höhere Ladekapazitäten zu erhalten. Im Jahr 2002 ging das Management des Schiffes an die Partner der bisherigen Eigentümer über. Das Schiff wurde in „Carrier“ umbenannt und fuhr unter der Flagge des ostkaribischen Staates Antigua & Barbuda. Am 3. April 2012 ereignete sich eine Tragödie. Das Schiff hatte gerade das walisische Llanddulas mit einer Ladung Kalkstein verlassen, als es von einem Sturm erfasst wurde und auf Grund lief. Das Schiff begann zu kentern. Glücklicherweise konnte die ganze 7-köpfige Besatzung per Hubschrauber geborgen werden, doch das Schiff musste zum Totalverlust erklärt werden und wurde vor Ort abgewrackt.