Ozeandampfer Titanic. Unser Modell des Ozeandampfers im Maßstab 1:150 ist in unserer Abteilung „Sicherheit auf See“ auf Deck 6 des Museums installiert.
RMS „Titanic“, das wohl berühmteste Schiff aller Zeiten, sank in den frühen Morgenstunden des 15. April 1912. Diese Katastrophe kostete mehr als 1.500 Menschen das Leben und löste einen internationalen Aufschrei in den Medien aus, wie es ihn nie zuvor gegeben hatte. Die Geschichte der „Titanic“ hat sich fest in das Gedächtnis der Menschheit eingeprägt. Wir können aus Erfahrung mit unseren Besuchern sagen, dass sie „das Schiff ist, das jeder kennt“.
Es gibt wohl keine andere Schiffsgeschichte, die so intensiv aufgearbeitet wurde wie jene der „Titanic“. Die Veröffentlichungen in allen Medienformen über dieses Schiff gehen in die Tausende. In mehr als einem Jahrhundert wurden jeder Aspekt, jedes Detail der Geschehnisse in jener Nacht untersucht. Dazu gehören künstlerische, gestalterische, technische, biografische, soziale und viele wissenschaftliche Gesichtspunkte. Das Schiff hat große Romanwerke und leider auch viele Verschwörungstheorien inspiriert. Die Geschichte der „Titanic“ ist nicht nur Geschichte. Sie ist ein Phänomen der globalen Populärkultur, das Generationen überdauert hat. Außerdem weckt sie bei vielen Menschen ein großes Interesse an der maritimen Geschichte.
Vor diesem Hintergrund standen unsere Kuratoren vor der Frage, wo unser erstaunliches Modell der „Titanic“ im Maßstab 1:150 in unserer Ausstellung untergebracht werden sollte. Die erste, naheliegende Idee war, es in die Abteilung Passagierschifffahrt zu integrieren. Die „Titanic“ war ein Produkt des Wettbewerbs zwischen Reedereien um die Kontrolle der bedeutenden Nordatlantikroute. Ihr Eigner, die White Star Line, die ebenfalls britische Cunard Line und die deutsche HAPAG sowie der Norddeutsche Lloyd konkurrierten darum, Geschäftsleute oder Passagiere der höheren Kreise zwischen Europa und den USA zu befördern, aber auch Millionen europäischer Auswanderer, die sich in Amerika ein besseres Leben erhofften.
Aber unsere Kuratoren haben beschlossen, die Geschichte der „Titanic“ unter einem Aspekt zu erzählen: Sicherheit auf See. Hier liegt das Vermächtnis der „Titanic“, das in der maritimen Welt auch heute noch von größter Bedeutung ist. Nach der Tragödie wurde vieles dessen, was in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 schiefgelaufen ist, untersucht. Die Liste der Versäumnisse und Fehler ist lang und wies schon damals darauf hin, dass die Katastrophe hätte vermieden werden können. Aus diesem Grund schloss sich 1914 eine große Gruppe von Schifffahrtsbehörden und Reedereien aus 14 Ländern zusammen, um das erste Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS) niederzuschreiben und zu unterzeichnen.
Diese Vorschriften haben seitdem Leben auf See gerettet. Das erste SOLAS-Übereinkommen wurde 1914 verabschiedet, aber viele der teilnehmenden Länder mußten seine Umsetzung wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs verschieben. Nichtsdestoweniger, die Notwenigkeit Rettungsboote für sämtliche Personen an Bord mitzuführen und den Funkdienst 24 Stunden aufrecht zu erhalten, wurden rasch umgesetzt. Seither gab es vier weitere SOLAS-Übereinkommen (1929, 1948, 1960 und 1974), die in ihrer Fassung von 1974 mit zahlreichen Änderungen weiterhin in Kraft sind. Insgesamt haben bisher 164 Staaten das SOLAS-Übereinkommen unterzeichnet, so dass die darin festgelegten Sicherheitsstandards in 99 % der weltweiten Handelsflotte eingehalten werden. Es ist zwar unmöglich, die Seefahrt völlig sicher zu machen, aber die Fortschritte in dieser Richtung waren im letzten Jahrhundert deutlich spürbar.