Der Stückgutfrachter Athen (1936-1945). Das Original-Werftmodell der „Athen“ im Maßstab 1:50 steht im Depot des Museums.
Die „Athen“ war ein Stückgutfrachter, der 1936 gebaut wurde. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beförderte sie Fracht für die Deutsche Levante Linie (DLL).
Im Jahr 1940 übernahm die deutsche Marine das Schiff und baute es zum Minenräumboot „Sperrbrecher 2“ um. Nach Versenkung durch eine Mine bei Boulogne wurde das Wrack 1942 geborgen, restauriert und 1944 wieder als „Athen“ an die DLL übergeben.
Unter dem Eindruck des Vormarsches der britischen Armee entschloss sich die SS im April 1945 die norddeutschen Konzentrationslager zu schließen. Tausende Häftlinge wurden in Todesmärschen zu den Ostseehäfen getrieben, wo sie auf Schiffe verbracht werden sollten, darunter die „Athen“, die Thielbeck“ und die “Cap Arcona“. An Bord der „Athen“ wurden über 4000 Menschen über mehrere Wochen eingepfercht. Es gibt keine genauen Angaben darüber, wie viele in diesen Tagen starben. Leichen wurden einfach über Bord geworfen.
Am Nachmittag des 3. Mai 1945 startete die Royal Air Force einen Angriff auf die Neustädter Bucht. Die Piloten hatten die „Athen“ und andere dort liegende Schiffe, für Truppentransporter gehalten. Es hatte keine Hinweise für die Anwesenheit von Gefangengen an Bord gegeben und die Schiffe trugen Flak-Bewaffnung. Die meisten KZ-Häftlinge an Bord der „Cap Arcona“ und der „Thielbeck“ überlebten den Angriff nicht. Die Menschen an Bord der „Athen“ sollten mehr Glück haben. Nachdem das Schiff zuvor die Hälfte ihrer Gefangenen an die „Cap Arcona“ übergeben hatte, lag es im Moment des Angriffs im Militärhafen von Neustadt vor Anker, um neue Gefangene aufzunehmen. Durch das rechtzeitige hissen der weißen Flagge nach nur kurzer Gegenwehr, konnte die Besatzung der „Athen“ das Schiff retten, sodass die Überlebenden an Land verbracht werden konnten.