Öltanker Olympic Storm. Das hier gezeigte prachtvolle Werftmodell wurde von der Werkstatt Unterweser Modellbau im Maßstab 1:100 gebaut. Es steht in unserer Ausstellung auf Deck 9 des Museums.
Die „Olympic Storm“ war eines der sechs Rohöltankschiffe, die der griechische Magnat Aristoteles Onassis auf der AG Weser-Werft in Bremen, Norddeutschland, bauen ließ. Aristoteles Onassis begann seine Karriere in sehr jungen Jahren als Einwanderer in Argentinien in den 1920er Jahren. Seine Geschäftstüchtigkeit und seine profunde Kenntnis der internationalen Finanzmärkte machten ihn zu einem der reichsten Männer der Welt und zum Besitzer der größten Handelsflotte seiner Zeit. Er war schon vor dem Zweiten Weltkrieg reich, aber die geopolitische Situation nach dem Konflikt meisterte er besonders gut. Seine Flotte nutzte in großem Umfang die „Billigflagge“: Dabei wird ein Schiff in einem Land ausgeflaggt, in dem die Finanz-, Arbeits- und/oder Sicherheitsvorschriften weniger streng sind, um den Betrieb rentabler zu machen. Die „Olympic Storm“ zum Beispiel fuhr unter liberianischer Flagge. Auch die Flagge von Panamá wurde von Onassis‘ Schiffen häufig verwendet.
Onassis sah auch eine Chance für den Schiffbau in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Schwerindustrie war zerstört worden und befand sich im Wiederaufbau. Die Arbeitskräfte waren vergleichsweise billig, das Know-how jedoch hoch. Das traf auch auf die AG Weser zu. Die Werft konnte auf eine erfolgreiche Geschichte seit ihrer Gründung im Jahr 1872 zurückblicken. Der Wiederaufbau nach 1945 verlief schleppend und war finanziell und politisch kompliziert. Doch ab 1951 durfte die Werft wieder mit dem Bau von Schiffen beginnen. Hier kam Onassis ins Spiel.
Der griechische Reeder hatte lukrative Ölgeschäfte mit Saudi-Arabien abgeschlossen. In diesem Zusammenhang sah Onassis die Notwendigkeit gekommen, seine Tankerflotte zu erweitern. Sechs Tanker wurden bei der AG Weser in Auftrag gegeben. Das erste Schwesterschiff, die „Olympic Cloud“, lief 1953 vom Stapel. Die „Olympic Wind“ und die „Olympic Storm“ folgten im selben Jahr. Die „Olympic Breeze“ und die „Olympic Rainbow“ liefen 1954 vom Stapel und die „Olympic Sky“ schließlich 1955. Diese Schiffsklasse war nur eines der Schiffbauprojekte, die Onassis in Westdeutschland durchführen ließ. Seine Aktivitäten trugen maßgeblich zum westdeutschen Wirtschaftswunder bei, einem Prozess, bei dem das von Diktatur und Krieg verwüstetes Land in den 1950er und 1960er Jahren zu einer Wirtschaftsmacht aufsteigen ließ.
Das hier gezeigte prachtvolle Werftmodell wurde von der Werkstatt Unterweser Modellbau im Maßstab 1:100 gebaut. Es steht in unserer Ausstellung auf Deck 9 des Museums.