Hafenszene im Mondschein, 1891
Alles ist in Bewegung, wie in einer Momentaufnahme festgehalten: In dieser Hafenszene bescheint der Mond die Anlegestelle, an der gerade ein Seitenraddampfer ankommt. Die Festmacherleine ist übergeben worden und wird gleich über einen Poller gelegt. An Bord holt man die holländische Flagge ein. Links dahinter ist schemenhaft ein yachtähnliches Segelschiff für Nachrichtenübermittlung zu erkennen. Hinter der Kaimauer liegt ein größeres Segelschiff, aber erst ein genauer Blick lässt das Heck und die Masten hinter dem Schleier aus Qualm und Dunst erkennen. Obwohl das Bild fast ausschließlich in Brauntönen gemalt ist und Dunst die Kontraste verschwimmen lässt, vermittelt es dem Betrachter lebendige Geschäftigkeit. Der Rauch, der aus dem Schornstein des Dampfers aufsteigt, trägt die Dynamik bis in den Hintergrund.
Andreas Achenbach gilt als der bedeutendste deutsche Marinemaler des 19. Jahrhunderts und war eine prägende Persönlichkeit der Düsseldorfer Malerschule. Bereits in jungen Jahren reist er mit seinem Vater durch Holland und findet Gelegenheit, sich mit der niederländischen Landschaft auseinander- zusetzen. Seine frühen Reisen sind immer auch Seereisen und geben ihm die Möglichkeit, das Meer zu erfahren. Im Zentrum seiner Marinemalerei steht trotz der Dominanz der See immer der Mensch. Achenbachs Gemälde bewegen sich zwischen Pathos und Realität, wodurch er das Ausgeliefertsein der Menschen gegenüber der erhabenen Natur zum Ausdruck bringt. Sein langes Wirken eröffnet Einblicke in die frühindustrielle Epoche und spiegelt die Umbrüche des 19. Jahrhunderts wider.