Brigg vor französischer Küste, 1870
Im Mittelpunkt des Bildes steht eine Brigg, die auf eine Reede zufährt. Halb hinter dem Schiff erkennbar, liegt eine französische Radkorvette. An Bord war Waschtag: Zwischen zwei Untermasten sind an einer Leine unzählige Kleidungsstücke zum Trocknen aufgehängt. Vor kurzem ist ein Sturm über den Küstenabschnitt hinweggezogen. Das aufgewühlte Wasser ist milchig wiedergegeben, ebenso die Segel der Brigg. Nur eine Nuance heller ist der Himmel gemalt. Auch wenn in der Wolkendecke kaum Lücken zu erkennen sind, bricht vereinzelt Licht durch, das von den Wellenkronen reflektiert wird. Es ist dieses Licht, das dem monochrom gehaltenen Bild Leichtigkeit verleiht.
Bereits in jungen Jahren bereist Henri Durand-Brager die afrikanische Atlantikküste und will zunächst in der Marine Kar- riere machen. Schließlich geht er bei dem berühmten französischen Marinemaler Eugène Isabey (1803-1886) in die Lehre und erhält 1840 den Auftrag, als Marinemaler die Rückholung der Asche Napoleons von St. Helena zu begleiten. 1843 wird er mit dem Légion d’honneur ausgezeichnet. Durand-Brager wird vor allem aufgrund der Verbindung seines künstlerischen Talents mit seiner seemännischen Erfahrung beim marineaffinen Publikum hochgeschätzt. Bei der Bombardierung von Mogador (1844) ist er an Bord eines Kriegsschiffes und erarbeitet sich den Ruf als hervorragender Maler militärischer Panoramen. Später erhält er sogar Aufträge vom Zaren und dem österreichischen Kaiser, was seine internationale Reputation belegt. Durand-Brager ist ein äußerst vielseitiger Künstler, der neben Reiseansichten zahlreiche Genre-, Landschafts- und alltägliche Marinemalereien anfertigt.