Seestück mit Mole, 1852
Wilhelm Krause (1803-1864), der in seiner Heimatstadt Dessau Malunterricht genommen hatte, arbeitet zunächst als Tenorsänger am Königstädtischen Theater in Berlin. 1827 wendet er sich mit seinem Eintritt in das dortige Atelier Wachs der Marinemalerei zu, ohne je das Meer gesehen zu haben, wie ein Eintrag zu seinem ersten öffentlichen Seestück 1828 bezeugt. Nach ersten Erfolgen schult er auf Studienreisen nach Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich seinen Blick für maritime Naturphänomene. 1833 wird Krause Mitglied der Berliner Akademie der Künste, an deren Ausstellungen er seit 1826 regelmäßig teilnimmt. Er gilt als Begründer der Berliner Schule der Marinemalerei
In diesem von holländischen Vorbildern des 17. Jahrhunderts beeinflussten panoramaartigen Gemälde besticht der weite Blick auf einen zwei Drittel der Bildfläche einnehmenden blauen Himmel, der von hoch aufgetürmten grau-gelblichen Wolkenbergen verdrängt wird. Die flache, wirbelnd brandende See ist in blaugrauen und braunen Tönen gehalten und weist bis auf einige ferne Segler auf der niedrigen Horizontlinie, an der eine Küste angedeutet wird, keine Schiffe auf. Linksseitig schlagen die Wellen auf eine diagonal ins Meer laufende Mole, die mit Pfahlwerk verstärkt ist. Einige bunt gekleidete Figuren halten von hier Ausschau aufs Meer und stellen zusammen mit dem im Wind flatternden niederländischen Banner die einzigen Farbtupfer in den monochrom aufgefassten Wetterverhältnissen dar. Möglicherweise greift Krause in dieser Marine mit dem weiten Himmel und kleinen Streifen bewegten Wassers eine alltägliche Szene auf, die er während seiner Hollandreise 1834 an einem niederländischen Binnenmeer, zum Beispiel dem Ijsselmeer, beobachtet haben könnte.