Vor Fort Rouge, Calais, 1849
Clarkson Stanfield gilt als einer der renommiertesten Marine- und Bühnenmaler seiner Zeit, er ist Mitbegründer und ab 1829 Präsident der Society of British Artists. Das Publikum begeistert sich für die Unmittelbarkeit und präzise Ausarbeitung seiner Seestücke. Der einflussreiche Schriftsteller John Ruskin (1819-1900) lobt ihn ausführlich für seine wahrhaftige Beobachtung des Himmels und seine erstaunliche Fähigkeit, die Bewegung und Transparenz des Wasser wiederzugeben. Sein Haus in Hampstead wird zu einem belebten Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller, darunter auch Charles Dickens (1812-1870), der zu einem engen Freund des Malers wird.
1828 endet eine Reise zum Rhein vorzeitig, weil er sich eine Brustfellentzündung zuzieht und sich über mehrere Wochen in Calais und Boulogne erholen muss. In dieser Zeit entstehen viele Zeichnungen, und so liegt es nahe, dass Stanfield Motive aus seinem erzwungenen Calais-Aufenthalt über Jahre als Vor- lage für Gemälde nutzt.
Das Fort Rouge ist eine ehemalige Festung aus Holz, die 1695 vor Calais auf einem Pfahlwerk erbaut wurde, um den Hafen vor Angriffen englischer Schiffe zu schützen. Stanfield inszeniert vor der Festung einen niederländischen Küstensegler auf bewegter See. Die Windrichtung ist anhand der Stellung der Segel erkennbar und lässt den von links in das Bild hineindrängenden dunklen Himmel als Vorbote eines sich nähernden Sturms erscheinen. Zugleich zeigt sich im Hintergrund ein früher Dampfer – wiederum ein Vorzeichen des sich abzeichnenden technologischen Wandels in der Schifffahrt.