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Vilhelm Melbye

Vilhelm Melbye (1824-1882), Nach dem Sturm, 1873, Öl auf Leinwand, Internationales Maritimes Museum Hamburg, Inv. Nr. K-904
Vilhelm Melbye (1824-1882), Nach dem Sturm, 1873, Öl auf Leinwand, Internationales Maritimes Museum Hamburg, Inv. Nr. K-904

Nach dem Sturm, 1873

Vilhelm Melbye ist der jüngere Bruder von Anton, dessen Schüler er nach seinen Tätigkeiten als Kaufmann und Lehrer wird. Von 1844-1847 besucht er die Königlich Dänische Kunstakademie, wo er von Carl Dahl (1812-1865) in Perspektivlehre unterrichtet wird. Eine Studienreise führt ihn 1848 nach Paris, wo er kurzzeitig im Atelier von Théodore Gudin (1802-1880) arbeitet. Zahlreiche weitere Reisen nach Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko, Norwegen und Schweden nutzt er, um sich intensiv dem Naturstudium zu widmen. Das von Seestücken dominierte Oeuvre Vilhelm Melbyes ist sowohl von realistischer als auch von romantischer Landschaftsauffassung geprägt. Obwohl er bis heute im Schatten seines Bruders steht, ist er ein Meister in der Darstellung atmosphärischer Effekte.

Nach dem Sturm ist durch seine warme Farbgebung und das emotionale Narrativ der Seenotrettung ein charakteristisches Beispiel für die Impulse der Romantik: Die zahlreichen Darstellungen vergangener Epochen, die die Beherrschung der See durch den technischen Fortschritt feiern, werden zunehmend von Motiven ersetzt, die die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber der Natur schildern. Die Weltordnung wird neu definiert: Wo zuvor stolz beflaggte Schiffe den tobenden Stürmen trotzten und damit die Standfestigkeit ihrer Nation symbolisierten, steuern die Segler nun in eine geheimnisvolle Zukunft mit ungewissem Ausgang.