Deck 4 – Dienst an Bord: Im Zeughaus der GeschichteAudioguide zu Deck 4: Dienst an Bord40 – Einführung: Deck 4, Dienst an BordGleich der Eingangsbereich von Deck 4 schärft den Blick für Formensprache und Verwendungszwecke von Orden und Ehrenzeichen. Orden dienen nicht nur militärischen Führungsriegen als Ausdruck ihrer Machtstellung. Als sichtbare Anerkennung motivieren sie auch gewöhnliche Soldaten. Eine Auszeichnung hebt den Geehrten über andere Mitglieder seiner Gemeinschaft hinaus. Insbesondere im 19. Jahrhundert hatten Orden und Ehrenzeichen einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Staatliche Auszeichnungen lassen Rückschlüsse auf die Landesgeschichte und die Beziehung zu anderen Ländern zu. Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt hinter der Treppe. Wenn Sie dort nach links gehen, fällt Ihr Blick auf eine Großvitrine. In ihr stehen fast 60 in historischen Uniformen aus aller Welt gekleidete Figuren friedlich beieinander. Ein Stückchen weiter sehen Sie knapp 100 Kopfbedeckungen aus verschiedenen Ländern und Epochen. Aus gutem Grund versteht sich das Deck 4 als „Zeughaus der Geschichte“. Der Seelsorge und dem Sanitätsdienst sind eigene Bereiche gewidmet. Ebenso erfährt man Wissenswertes zu Festen und Gebräuchen an Bord. Ein wichtiger Ausdruck von Rang und Würden sind Blank- und Schusswaffen. Ob als Werkzeug oder Waffe im Einsatz – die Entwicklung dieses unverzichtbaren Teils einer Ausrüstung lässt sich auf diesem Ausstellungsdeck studieren.41 – UniformenDie Uniform ist die genormte Kleidung einer Berufsgruppe. Man findet sie unter anderem beim Militär, bei der Polizei und beim Zoll. Das Tragen einer Uniform ermöglicht einen repräsentativen, optisch einheitlichen Auftritt in der Öffentlichkeit. Eine Uniform dokumentiert sowohl Dienstgrad als auch Fachbereich des Trägers. Die Bekleidung der Seeleute ist von jeher zweckdienlich. Insbesondere die Anforderungen des täglichen Dienstes bestimmen Material und Schnitt. Blaue und weiße Uniformen aus insgesamt 26 Nationen dominieren diese Schauvitrine. Dies ist keineswegs zufällig. Im Jahre 1758 wurde die britische Kriegsmarine von König George II mit blauen Uniformen ausgestattet. Die Knöpfe der Anzüge waren golden. Der Kleidungsstil der britischen Marinesoldaten ist bis zum heutigen Tage Vorbild für die internationale Uniformentwicklung. In den Tropen tragen Marinesoldaten weiße Uniformen. Knöpfe, Rangabzeichen und Tressen sind auch bei diesen Anzüge meist golden. Goldene Knöpfe erwiesen sich als relativ unempfindlich gegen salziges Meerwasser. Marineuniformen sind oft weit geschnitten und haben einen offenen Halsausschnitt. Ein großzügiger Hals- und Brustbereich engt den Träger in seiner Bewegungsfreiheit nicht ein. Dies war insbesondere auf Segelschiffen wichtig. Der lose übergestreifte Kragen der Matrosen hatte ursprünglich die Funktion, die Jacke vor Verschmutzungen zu schützen. Für Mannschaften und Offiziere gab es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts keine vorgeschriebene Uniform. Bis dahin kleidete man sich im Stil der Zivilbevölkerung. Im Jahre 1795 trugen englische Offiziere als Dienstgradabzeichen erstmals Epauletten.42 – Frauen im Dienst der MarineEine Berufslaufbahn in der Marine steht heute auch Frauen offen. Für weibliche Soldaten gelten weitgehend die gleichen Bedingungen wie für ihre männlichen Kollegen. Dies war nicht immer so. Während des Ersten Weltkrieges dienten Frauen vor allem im Sanitäts-, Schreib- und Funkdienst. Im Zweiten Weltkrieg kamen Aufgaben bei der Flugmeldung und im Nachrichtenwesen hinzu. Bereits ab 1950 besetzten Frauen verschiedene Positionen in der Volksmarine der DDR. In der Bundesrepublik war Frauen der militärische Dienst zunächst verschlossen. Die Bundesmarine vergab erstmalig 1976 eine Sanitätsoffiziersstelle an eine Bewerberin. Seit dem Jahr 2001 sind in Deutschland alle Laufbahnen der Marine für Frauen geöffnet. Auch international verhielt es sich ähnlich. Führungspositionen für Frauen gab es in den ausländischen Marinen größtenteils erst nach der Zeit des Kalten Krieges.43 – KopfbedeckungenNoch im 17. Jahrhundert orientierten sich die Kopfbedeckungen von Marineangehörigen am Stil der Zeit. Erst danach wurden Mützen, Hüte und Helme genormte Bestandteile einer Ausrüstung. Neben ihrer Verwendung als Kopfschutz dient die soldatische Kopfbedeckung als äußeres Symbol der Standes- und Landeszugehörigkeit. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts trugen Mannschaftsdienstgrade häufig runde Hüte aus Filz oder Leder. Um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen, erhielten die Hüte einen deckenden Teeranstrich. Während der kalten Jahreszeit kleideten sich Marinesoldaten mit pelzgefütterten Ledermützen. Im Sommer trug man Strohhüte. Um die Kopfbedeckung banden sich die Matrosen ein blaues Band, auf dem der Namen ihres Schiffes stand. Das heutige Mützenband hat seinen Ursprung in diesen früheren Besätzen. Aus den runden Hüten der Mannschaften entwickelte sich der mit den Spitzen nach vorn und hinten zu tragende Zweispitz der Offiziere. Ab etwa 1800 setzte sich als Kopfbedeckung der Marineinfanterie der leicht zylindrische Tschako durch. Er ähnelt ein wenig den damals aktuellen Zylinderhüten.44 – Seelsorge und MedizinDas Leben an Bord ist nicht immer einfach. Gerade auf langer Fahrt können persönliche Probleme zu bedrohlichen Krisen anwachsen. Als Begleitung auf einem Marineschiff übernehmen Militärseelsorger wichtige Funktionen. Marinegeistliche stehen den Soldaten in ihren Nöten zur Seite. Neben dem vertraulichen Gespräch fällt auch die Durchführung von Gottesdienste in die Zuständigkeit von Militärseelsorgern. Seit Ende des 19. Jahrhunderts dienten Geistliche als Standortpfarrer auf Marinestationen. Der vorgeschriebene Gottesdienst fand regelmäßig an allen Sonn- und Feiertagen statt. Bis heute wird während einer Bordandacht oberhalb der Flagge ein Kirchenwimpel gesetzt. An der Militärseelsorge hielt man auch zu Zeiten des Nationalsozialismus fest. Als wichtigster Fürsprecher erwies sich der Oberbefehlshaber der Reichs- und Kriegsmarine Erich Raeder. Eine wichtige Aufgabe innerhalb der Marine übernimmt der Sanitätsdienst. Die Voraussetzungen, die ein Marinearzt erfüllen muss, gehen deutlich über das Vorliegen der staatlichen Approbation hinaus. In zahlreichen Staaten existieren spezielle Bildungseinrichtungen für Marineärzte. Gelehrt werden Seekriegs-Chirurgie, Tropenmedizin sowie Schiffs- und Tropenhygiene. Zur Zeit der großen Segelschiffe bestanden an Bord oft erhebliche Gesundheitsrisiken durch hygienische Missstände. Englische und französische Marineärzte setzten im 19. Jahrhundert Maßstäbe bei der Einführung hygienischer Standards. Sanitätsbedienstete wie auch Militärseelsorger stehen unter dem Schutz der Genfer Konvention.45 – Blank- und SchusswaffenZum unentbehrlichen Teil einer Bordausrüstung zählen Blank- und Schusswaffen. Die hier präsentierte Sammlung dokumentiert die Entwicklung der Handwaffe. In den Exponaten spiegelt sich eine Kulturgeschichte von gut 3000 Jahren wider. Die Ausstellung hat Studiencharakter: sie reicht vom primitiven Faustkeil bis zur prächtigen Zierwaffe. Als Blankwaffen bezeichnet man alle Hieb-, Stich-, Schlag- und Handwurfwaffen. Typische Vertreter der Gattung sind Degen, Säbel oder Schwerter. Blankwaffen dienen heute meist der Zierde. Auch als äußeres Erkennungszeichen des Offiziersstandes finden sie in den internationalen Marinen noch Verwendung. Blankwaffen besitzen häufig symbolischen Charakter. Als Zeichen der Kapitulation übergab ein gefangengenommener Offizier seinen Degen an den siegreichen Kommandeur. Ein Ritterschlag erfolgt mit dem Schwert. Die nicht selten goldverzierten Klingen sind verschiedentlich mit maritimen Ornamenten, Monogrammen oder Leitsätzen versehen. Griffe und Scheidenbeschläge fertigte man zumeist aus Messing. Das robuste Metall erwies sich als relativ unempfindlich gegen Witterungseinflüsse und Salzwasser. Ab dem 19. Jahrhundert trugen Marineoffiziere regelmäßig einen Säbel. Auch Dolche waren beliebt. An den Blankwaffen des Führungspersonals hing ein sogenanntes Portepee. Es ist das Standeszeichen von Offizieren. Als Schusswaffe nutzten internationale Marinen zwischen Ende des 14. und Mitte des 19. Jahrhunderts sogenannte Vorderladergewehre. Pulver und Kugel führte man bei diesen Waffen an der Laufmündung ein. Die Zündung erfolgte von außen. Verlässliche Zündmechanismen kamen erstmals um 1830 auf den Markt. Metallpatronen fanden ab 1875 Verwendung.46 – Leben an BordIm ausgehenden 19. Jahrhundert begann mit dem vollendeten 17. Lebensjahr die Dienstpflicht von Wehrpflichtigen. Der aktive Dienst dauerte drei Jahre. Ihm schloss sich die Reservistenzeit an. Direkt nach der Einkleidung startete die infanteristische Ausbildung. Danach erfolgte die Einweisung in Bootsdienst, Geschützexerzieren und sonstigen Borddiensten. Besonders geeignete Soldaten erhielten zudem eine Spezialausbildung. Bei regelmäßig stattfindenden Fahrübungen wurde das Erlernte vertieft. Die Festlegung der Dienstpläne oblag dem Ersten Offizier. Der Divisionsdienst beinhaltete alle militärischen Aufgaben. Die Arbeitsverteilung fasste alle wirtschaftlichen Tätigkeiten zusammen. Auf den Schiffen aller internationalen Marinen ähnelten sich die Ausbildungsgänge. Im Grundsatz haben sie sich bis in die heutige Zeit erhalten. Die Freizeitgestaltung auf einem Schiff folgt eigenen Regeln. In Radio- und TV-losen Zeiten spielte die Schiffskapelle eine zentrale Rolle. Viele Matrosen beherrschten ein Musikinstrument. Besonders beliebt war die Ziehharmonika. Auf heutigen Kriegsschiffen achten Vorgesetze auf eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Gemeinsame Spiel- und Sportveranstaltungen stehen regelmäßig auf dem Programm. Auch Filmvorführungen, Bordfeste und Landausflüge tragen zur Erholung bei. Wichtig für das Wohlbefinden an Bord sind Essen und Trinken. Die Verpflegung der Soldaten gilt heute als ausreichend, ausgewogen und vitaminreich. In früheren Zeiten nahmen Vorgesetzte ihre Speisen in der Offiziermesse ein. Die Mannschaften aßen separat an der „Back“. Der Begriff steht für die Tische in den Batterie- oder Zwischendecks. Das Geschirr der Mannschaften bestand aus einem Essnapf und einem einfachen Trinkgefäß. Offiziere hingegen nutzen silbernes Besteck und wertvolle Essgedecke.Zurück zum Ausstellungsrundgang-Überblick