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Deck 7 – Expedition Meer: Das letzte Geheimnis der Erde

Guide zu Deck 7: Expedition Meer

Das Gesamte deck 7 des Internationalen Maritimen Museum Hamburg ist die Geschichte und Zukunft der Meeresforschung gewidmet. Expedition Meer, Forschungsschiffe.

70 – Einführung: Deck 7, Expedition Meer

Das Meer ist ein Mysterium. Wir wissen weniger über unsere Ozeane als über das Weltall. Noch schlummern viele Geheimnisse unter der Oberfläche, doch Experten aus aller Welt sind dabei, eines der letzten Rätsel der Erde zu lösen.
 
Das Ausstellungsdeck 7 beschäftigt sich mit dem weiten Feld der Meeresforschung.
Forschungseinrichtungen wie das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, das Geomar – Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das MARUM Zentrum für Marine und Umweltwissenschaften der Universität Bremen und das Warnemünder Leibnitz-Institut für Ostseeforschung berichten über ihre Arbeit. Fachübergreifend haben sich im Kieler Exzellenzcluster  „Ozean der Zukunft“ 140 Wissenschaftler aus 26 Instituten zusammengetan. Die originalen Exponate der renommierten Wissenschaftseinrichtungen geben einen detaillierten Einblick in die Forschungsarbeiten. Als Partner präsentiert sich das Konsortium Deutsche Meeresforschung, in dem alle deutschen Meeresforschungsinstitute vertreten sind.
 
Der sachliche Blick der Grundlagenforschung auf die Meere schafft die Voraussetzung für unser zukünftiges Handeln. Beim Rundgang über Deck 7 tauchen Sie ab, um über die Formen, Farben und Geräusche der Tiefsee zu staunen.
 
Zur nächsten Station gehen Sie am Ende dieses Raumes bitte nach links.

71 – Expeditionen gestern und heute

Ein Blick in die Tiefsee ist nur mit modernster Technik möglich. Tausend Meter unter der Oberfläche sind  Menschen einem hundertmal höheren Druck als an Land ausgesetzt. Der Pottwal taucht bis in eine Tiefe von 3000 Metern. Ein Sporttaucher kommt gerade einmal auf 40 Meter.
 
Die Geschichte der Tiefseeforschung ist noch relativ jung. Zwischen 1872 und `76 werden auf Expeditionen des britischen Forschungsschiffes „Challenger“ fast 5000 unbekannte Tierarten in der Tiefsee entdeckt. Während der ersten deutschen Tiefsee-Expedition im Jahre 1898 erforschte der Zoologe Carl Chun die Gewässer des Südatlantiks. 1960 gelang es dem Schweizer Meereskundler Jacques Piccard mit dem Tauchboot „Trieste“ den Marianengraben bis auf fast 11.000 Meter zu befahren. Der Tiefseegraben im Pazifischen Ozean ist einer der tiefsten Punkte der Erde. In über 2000 Metern Tiefe wiesen US-Wissenschaftler erstmals im Jahre 1977 Leben nach. Eine genaue Topographie des Meeresbodens existiert seit 1995.
 
Noch immer wissen wir wenig über das System Ozean. Um zu fundierten Forschungsergebnissen zu gelangen, setzen Wissenschaftler ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge ein. Die Tauchroboter erkunden die Weltmeere und senden faszinierende Daten aus dem lichtlosen Ozean.
 
Im vorderen Teil des Raumes sehen Sie ein Modell des deutschen Forschungsschiffes „Polarstern“ vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.
 
Die „Polarstern“ verfügt über neun Labore, Kühlräume und Aquarien. Wissenschaftliches Gerät kann von Bord des doppelwandigen Eisbrechers bis in 10.000 Meter Tiefe gebracht werden und gut 150 Meter in den Meeresboden eindringen. Das weltweit leistungsfähigste Polarschiff ist ausgerüstet für interdisziplinäre Forschungsreisen. Die „Polarstern“ ist jährlich an etwa 320 Tagen im Einsatz.

– Forschungschiffe:

Im depot:

Forschungs-U-Boote:

72 – Offshore Technologien

Zahlreiche Erdöllagerstätten befinden sich unter dem Meeresgrund. Die Vorkommnisse fördert man mit Hilfe von Bohrplattformen. Diese Form der Ölgewinnung wird als „Offshore-Förderung“ bezeichnet.
 
In flachen Gewässern stehen die Bohrinseln auf Pfeilern direkt auf dem Meeresgrund. Ist das Wasser zu tief, setzt man schwimmende Plattformen ein.
 
Gefördert wird das Öl durch ein sich drehendes Bohrgestänge mit einem Meißel am unteren Ende. Durch das vertikal verlaufende Gestänge transportiert man das Erdöl an die Oberfläche. Wo eine senkrechte Bohrung nicht möglich ist, kommt das sogenannte Richtbohrverfahren zum Einsatz. Lagerstätten in Küstennähe können mit dieser Methode horizontal von Land erreicht werden.
 
Erdöl ist der wichtigste Rohstoff der Industriegesellschaft. Den täglichen Verbrauch schätzt man auf etwa 85 Millionen Barrel. Doch die Erdölvorkommen der Erde sind endlich. Heute wird Erdöl in immer entlegeneren Gebieten und in immer tieferen Tiefen abgebaut. Dadurch nehmen auch die Gefahren für unsere Umwelt zu.
 
Die weltweit ersten Erdölbohrungen fanden ab Sommer 1858 in der kleinen Gemeinde Wietze unweit von Celle statt. Ursprünglich suchte man nach Braunkohle, stieß jedoch versehentlich auf Öl.
 
Um 1900 belief sich die niedersächsische Fördermenge bereits auf gut 27.000 Tonnen. Von Wietze aus transportierte man das Öl zur Weiterverarbeitung nach Hamburg und Bremen.

In anderen Decks:

Im depot:

73 – Fischerei

Die Fischerei ist für Millionen Menschen Nahrungs- und Einkommensgrundlage zugleich. Über Jahrtausende fing man Fisch per Netz, Stab, Reuse oder Angelhaken. Heute wird Fischfang überwiegend industriell betrieben. Von den jährlich gefangenen  95 Millionen Tonnen Fisch kommen etwa zwei Drittel auf den Teller. Ein Drittel wird zu Tierfutter verarbeitet. Bis zu 39 Millionen Tonnen landen als Beifang zurück im Meer. Von den Beständen in den Weltmeeren sind 17 Prozent überfischt, ganze 7 Prozent gelten als erschöpft. Um den Artenverlust zu stoppen ist eine nachhaltige und international verbindliche Fischerei notwendig.
 
Im offenen Meer fängt man Fisch meist mit dem Schleppnetz. Die bis zu 70 Meter langen und 100 Meter breiten Netze werden von Booten nachgeschleppt. Schwimmer und Gewichte halten das Netz offen.
 
Weltweit geächtet ist die Treibnetzfischerei. Treibnetze sind senkrecht schwimmende, rechteckige, bis zu 100 Kilometer lange Netztücher, in deren Maschen sich die Fische verfangen.
 
In der Hochseefischerei nutzt man große Logger, Trawler und Fabrikschiffe. Für die Küstenfischerei werden Krabbenkutter eingesetzt. An der deutschen Nord- und Ostseeküste sind etwa 300 dieser kleineren Motorschiffe im Einsatz.
 
Über die verschieden Schiffstypen und Fangmethoden erfahren Sie mehr auf der Wandzeitung in der Mitte des Ausstellungsraums.
 
International umstritten ist der Walfang, der heute nur noch von wenigen Nationen betrieben wird. Der Tran des Wales diente ursprünglich der Produktion von Seifen, Kerzen und Lampenölen.
 
Jagte man anfangs Wale mit Ruderbooten, wurden später Fangschiffe und Walfang-Dampfer mit Harpunen-Kanonen verwendet. Der Wal gehört heute zu den gefährdeten Arten. Um die Bestände zu schützen, regelt seit 1948 ein internationales Übereinkommen die Fangquoten.

In anderen Decks:

74 – Alexander von Humboldt / Jules Vernes

Viele Naturwissenschaftszweige sehen in Alexander von Humboldt ihren eigentlichen Begründer.   Zwischen 1799 und 1829 unternahm der Naturforscher mehrjährige, oft strapaziöse Forschungsreisen. Sie führten ihn unter anderem nach Südamerika und Russland. In seinen Feldforschungen beschäftigte sich von Humboldt mit den wechselseitigen Beziehungen in der Natur. Das Wirken des Universalgelehrten war substanziell für die Zoologie, Klimatologie, Geologie und Botanik. Er gilt als der erste Netzwerker in der Wissenschaft.
 
Auch der französische Schriftsteller Jules Vernes vermag es, Menschen für die Wissenschaft zu begeistern. Romane wie „20.000 Meilen unter dem Meer“ oder „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beflügeln noch heute die Phantasie der Leser. 
 
Der 1828 geborene Jules Verne gilt vielen als „Vater der Science Fiction“. Bahnbrechende Erfindungen wie das U-Boot, das Telefon oder die Raumfahrt nahm der Autor in seinen Büchern vorweg.
 
Jules Vernes Romane wurden für zahllose  junge Leser zum ersten Berührungspunkt mit Wissenschaft und Technik.

75.1 – Ozean der Zukunft

Der Ozean spielt eine entscheidende Rolle beim Klimawandel. Mehr als 140 Wissenschaftler haben sich im Kieler Forschernetzwerk „Ozean der Zukunft“ zusammengeschlossen. Sie stellen sich der Aufgabe, den Wandel der Ozeane zu erforschen.

Das Netzwerk bezieht Disziplinen ein, die bisher nicht mit Meeresforschung beschäftigt waren. Meereswissenschaftler und Geologen untersuchen wichtige Zukunftsthemen. Sie tun dies fachübergreifend mit Medizinern, Mathematikern, Juristen sowie Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftlern. Themenfelder wie die Versauerung der Ozeane, Tsunamis und das Problem einer zunehmenden Überfischung sind Gegenstand der Untersuchung. Auch die Bereiche Medizin aus dem Meer und Seerecht werden betrachtet.

„Den Ozean verstehen heißt die Zukunft gestalten“ – das Forschernetzwerk „Ozean der Zukunft“ möchte Empfehlungen für den langfristigen Umgang mit dem Meer aussprechen.

75.2 – Nord- und Ostsee

Nord- und Ostsee sind wichtige europäische Wirtschaftsräume. Die südliche Nordsee gilt als eine der am dichtesten befahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Unter dem Meeresboden befinden sich große Erdölvorkommnisse, die seit Jahrzehnten von den Anrainerstaaten gefördert werden. Darüber hinaus sind beide Meere stark von Fischfang und Tourismus geprägt.
 
Zum Schutz und besserem Verständnis der Ökosysteme von Nord- und Ostsee wurden zahlreiche Abkommen und Initiativen beschlossen. Interdisziplinäre   Forschungsprojekte untersuchen die Auswirkungen des Klimawandels und tragen dazu bei, Strategien für eine nachhaltige, ökologisch unbedenkliche Nutzung der Meere zu entwickeln.
 
Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde widmet sich dem Ökosystem Ostsee. Die Erforschung eines Küsten- und Randmeeres hat Modellcharakter für andere Meere. Ökologische Phänomene treten in solchen Gewässern früher und stärker auf.
 
Die Höhe von Land und Meer ist nicht gleichbleibend. Das Abschmelzen der Gletscher vor gut 10.000 Jahren sorgte für einen Anstieg des Meeresspiegels. Gleichzeitig hoben sich durch das Fehlen des Gletschergewichts die Landmassen. Heute zeugen versunkende Baumstämme von der Überflutung. Die 8000 Jahre alte Eichenstammscheibe, die Sie an der rechten Wand entdecken, fand man in der Wismarbucht.
 
In der Mitte dieses Raumes sehen Sie eine vom Leibniz-Institut zur Verfügung gestellte Sedimentfalle. Mit einem solchen Behälter fängt man im Ozean absinkendes Material auf, das später im Labor untersucht wird. Anhand der Proben lassen sich Rückschlüsse über biologische Aktivitäten und Zustandsveränderungen im Meer anstellen.
 
Im Kabinett an der Stirnseite dieses Raumes erwartet Sie unsere zoologische Sammlung. Die in Alkohol fixierten Tierpräparate vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt des maritimen Lebens.  Die Exponate stammen aus dem Zoologischen Museum Hamburg.

76 – Science meets Fiction




Auf unserer Eiswand am Anfang des Raumes konnten Sie Filmausschnitte von Expeditionen des  Meteorologen und Polarforschers Alfred Wegener sehen.  Wegener ist insbesondere durch seine Theorie der Kontinentalverschiebung bekannt. Aber haben Sie die Eiswand auch berührt? Falls nicht: Versuchen Sie es doch einmal, wenn Sie diesen Ausstellungsraum wieder verlassen.
 
Vor sich sehen Sie Modelle des Forschungsschiffes „Meteor“. Seit 1986 ist die „Meteor“ für die deutsche Meeresforschung auf den Weltmeeren unterwegs. Das bereits dritte Schiff dieses Namens wird für fachübergreifende Expeditionen genutzt. Die „Meteor“ verfügt über 20 Labore und bietet Platz für 32 Besatzungsmitglieder und 28 Wissenschaftler. Eigener des Forschungsschiffes ist die Bundesrepublik Deutschland. Bis zu 50 Tagen kann die „Meteor“ auf See bleiben.
 
Hinter der Stellwand findet sich ein Modell des Tauchroboters „Cherokee“. Das Unterwasserfahrzeug wird von Bord eines Forschungsschiffes ferngesteuert. Es sammelt mithilfe von technischem Gerät Daten und Proben in bis zu 1000 Metern Tiefe. Eingesetzt wird  die „Cherokee“ vom MARUM Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen.
 
An der Stirnseite des Ausstellungsraumes findet sich der Tauchroboter „Marum Quest“. Mit einer hochauflösenden HD-Kamera sendet das High-Tech Gerät Bilder aus bis zu 4000 Metern Tiefe.  Postiert ist der Tauchroboter über einer unterseeischen Asphaltquelle. Im Jahre 2003 untersuchte die „Quest“ Unterwasser-Vulkane im Golf von Mexiko.

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