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Öltanker SS Manhattan

Der Öltanker SS Manhattan (1962). Dieses Miniaturmodell im Maßstab 1:1250 wurde von der CSC-Werkstatt gebaut und ist auf Deck 9 des Museums zu sehen.

Der Öltanker SS Manhattan (1962). Dieses Miniaturmodell im Maßstab 1:1250 wurde von der CSC-Werkstatt gebaut und ist auf Deck 9 des Museums zu sehen.


Die SS „Manhattan“ war ein Schiff, das Geschichte schrieb. Als sie 1962 in der Fore River Werft in Quincy gebaut wurde, bestand ihr einziger Rekord darin, das größte jemals in den USA gebaute Handelsschiff zu sein. Doch die Entdeckung von Erdölvorkommen in der Prudhoe Bay, Alaska, in den 1950er Jahren sollte ihr Schicksal verändern.

Es wurde die Frage aufgeworfen, ob der Transport dieses Öls auf dem Seeweg billiger wäre als der Bau einer Pipeline. Die „Manhattan“ sollte diese Möglichkeit ausloten und wurde so zum ersten Handelsschiff, das jemals die Nordwestpassage durchquerte. 1968 taten sich ihre Eigentümer Esso und das finnische Unternehmen Wärtsilä zusammen, um den Supertanker in einen Eisbrecher umzubauen. Das Projekt fand bei der Sun Shipbuilding & Drydock Company in Chester statt. Das Schiff wurde stark modifiziert, vor allem erhielt es einen Eisbrecherbug. Die „Manhattan“ verließ ihr Trockendock im August 1969 und traf im September vor Baffin Island auf das erste Eis. Als sie die McClure Strait erreichte, brach sie alle Rekorde, indem sie mit einer Geschwindigkeit von 10 Knoten ein riesiges Kap aus 20 cm dickem Eis durchbrach. Doch schließlich blieb das Schiff doch stecken und musste von einer Eskorte aus US-amerikanischen und kanadischen Eisbrechern mit Hubschrau-berunterstützung befreit werden. Über eine südliche Ausweichroute er-reichte die „Manhattan“ am 19. September die Prudhoe Bay, von wo sie  ein einziges symbolisches Ölfass zurück brachte. Damit war Geschichte geschrieben. Ein Jahr später versuchte die „Manhattan“, die Nordwest-passage im Winter zu durchqueren und scheiterte. Das Projekt zum Bau der Trans-Alaska-Pipeline wurde in der Folge als wirtschaftlicher erachtet.

Die Leistung der „Manhattan“ löste einen diplomatischen Konflikt zwischen den USA, welche die Nordwestpassage als internationale Wasserstraße betrachten, und Kanada aus, das sie als seine Hoheitsgewässer ansieht. Das Abschmelzen des arktischen Eisschildes aufgrund der globalen Erwärmung hat diesen Konflikt in den letzten Jahren reaktiviert.

Die „Manhattan“ blieb das einzige Handelsschiff, das die Nordwest-passage je durchquerte, bis der Frachter „Camilla Desgangés“ dies 2008 ebenfalls tat. Die „Manhattan“ blieb im Dienst, bis sie 1987 durch den Taifun Thelma in südkoreanischen Gewässern versenkt wurde. Ihr Wrack wurde schließlich geborgen und zum Abwracken nach China gebracht.