Strandblick auf Wogen und Gischt, 1870er Jahre
In Deutschland ist die Marinemalerei bis weit in das 19. Jahrhundert durch Reisemaler geprägt, für die die Landschaft im Vordergrund steht. Die Impulse für die Entwicklung zur eigenständigen Gattung sind im politischen Umfeld zu finden, im Besonderen durch die Förderung maritimer Kunst durch Kaiser Wilhelm II. (1859-1941). Die Begeisterung des zukünf- tigen Kaisers geht sogar so weit, dass er zwischen 1880-1883 Malunterricht nimmt – bei Carl Saltzmann.
Der gebürtige Berliner geht 1872 nach Düsseldorf, um sich im Umfeld der Künstler der Düsseldorfer Malerschule selbst weiterzubilden. Sein erstes größeres Gemälde erwirbt noch Kaiser Wilhelm I. (1797-1888). Nach dem Amtsantritt Wilhelms II. ist er regelmäßiger Gast auf dessen Seereisen und wird dank der langjährigen kaiserlichen Förderung 1896 Professor für Marinemalerei an der Berliner Akademie. Saltzmanns künstlerisches Schaffen ist über weite Strecken geprägt von den Vorgaben seines Mäzens. Bis 1878 liegt sein Schwerpunkt in der Landschaftsmalerei; erst mit dem Beginn der kaiserlichen Weltreise entwickelt er einen militärischen Schwerpunkt und wird zum Künstler des „maritimen Nationalismus“. Mit der Abdankung des Kaisers endet Saltzmanns Karriere abrupt.
Zweifellos ist Saltzmann einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Marinemalerei seiner Zeit. Im Gegensatz zu seinen Künstlerkollegen war er jedoch kein Autodidakt, und so ist der Einfluss der akademischen Malerei des 19. Jahrhunderts auf sein Werk unverkennbar. Der Strandblick auf Wogen und Gischt zeigt Saltzmanns frühes – vermutlich in Düsseldorf angeregtes – Interesse für die Natur. Er stellt sie um ihrer selbst willen dar, fernab romantischer Aufladung.