12 neue Kupferstiche aus dem 17. und 18. Jahrhundert stehen ab heute in unserer Online Archiv zur Verfügung. Unter den Hunderttausenden von digitalisierten historischen Dokumenten und grafischen Werken, die unser Online-Archiv bereits enthält, scheinen 12 Kupferstiche vielleicht nicht viel zu sein. Dennoch handelt es sich um außerordentliche Schätze, die nun mit größter Sorgfalt digitalisiert wurden. Die Geschichten, die sie erzählen, sind nun zugänglich. Hier sind einige Beispiele davon.
Historische Ereignisse als Kupferstiche dokumentiert
Die Kupferstiche zeigen unterschiedliche Szenerien historischer Ereignisse. So beispielsweise die Abreise des niederländischen Statthalters Wilhelm III [Prinz von Oranien] von Oranien nach England und seine Ankunft um 1688. Der Kupferstich zeigt detailliert die sog. „Glorreiche Revolution“ in 1688/1689 (Quelle: https://iserver.imm-hamburg.de/objekt_start.fau?prj=IMMH-Digita&dm=Datenbankname&ref=99568).
Der Kupferstich zeichnet sich dadurch aus, dass es keine Tonabstufungen, sondern Punkte und Linien gibt, die eine Art Schattierung erzeugen. Durch die Strichführung und Schraffuren können so „helle“ und „dunkle“ Flächen erzeugt werden.
Seit 1430 wird die zweit älteste grafische Technik – der Kupferstich – in Deutschland angewendet. Seit dem 15. Jahrhundert stellt die Technik ein eigenständiges Ausdrucksmittel dar. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Kupferstich rationalisiert und ermöglichte Massenproduktionen. Die Kupferplatten ließen sich mehrmals verwenden, bevor die Linien in den Platten zu sehr abflachten.
Der Kupferstich „Ende des Seetreffens bey Doggersbank“ veranschaulicht folgende Erzählung:
„Bey dem allem erfochten die Holländer gleich im ersten Jahre des Kriegs einen herrlichen Sieg über die Engländer. Es geschahe dieses den 5. Aug. 1781 auf der Doggersbank. Es sollten 71 Kauffahrtheyschiffe, die nach der Ostsee und Norwegen bestimmt waren, begleitet werden. Der Prinz von Oranien hatte es endlich dahin gebracht, dass ihnen 6 Schiffe und eine Fregatte von 44 Kanonen mitgegeben wurden. […] Außserdem aber schossen die Engländer in einer Lage 4347 Pfund Eisen, und die Holländerr nur 3474 Pfund. […] Das Treffen ging Morgens um 8 Uhr an, und um 12 Uhr mussten die Engländer weichen. […] Ruhm genug, dage ich, hatten die Holländer von diesem Treffen, aber wenig oder gar keinen Vortheil, denn die vielen Kauffartheyschiffe, die zwar noch in salvo waren, konnten doch nicht weiter, sondern mussten wieder zurück in den Texel, wo sie eine Zeitlang blieben, und hernach doch unter Bedeckung fortkamen. […] Nach solchem erhielten viele, die auf der Doggersbank besonders tapfer gewesen waren, besondre Ehrenabzeichen, und alle bekamen Geld.“
Adam Fr. Ernst Jacobi „Vollständige Geschichte der siebenjährigen Verwirrungen und der darauf erfolgten Revolution in den vereinigten Niederlanden, Erster Theil“
(1789)
Eine Kuriosität
Eine andere unserer Kupferstiche zeigt die Situation der Flotten kurz vor Beginn der Seeschlacht von Doggerbank. Dieser Stich wurde in Augsburg hergestellt und in deutscher und französischer Sprache gedruckt. Der Titel enthält einen interessanten Fehler.
„Stellung der Linie en ordre de Bataille Von den Holländischen und Englische Schiffen. Vor dem Seetreffen bey Doggersbanck, Wobey die Holländische Flotte durch den Condre Admiral J. A. Zeutman, und die Englische durch den Vice Admiral H. Parcker comandiret worden. 1781 d. 5. August.„
Der Kupferstich Die Oberfläche einer Kupferplatte, die in der Regel 1 bis 3 mm stark ist, wird vor der Gravur durch den Kupferstecher geschliffen und geglättet. Danach wird eine dünne Schicht Kreide-,
Ruß- oder Wachsschicht auf die Kupferplatte aufgetragen. Auf diese Fläche wird nun die seitenverkehrte Zeichnung übertragen und anschließend mit einem Grabstichel die Linien der Zeichnung in das Metall eingraviert.
Es könnte also angenommen werden, dass der Kupferstecher dieses kolorierten Stichs die Überschrift nicht seitenverkehrt in die Kupferplatte graviert hat, die Beschreibung dazu schon. Die Kupferstichplatten konnten mehrere hundert Male wiederverwendet werden, bevor die Platte zu stark verflachte. So kann also angenommen werden, dass dieser kolorierte Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert mehrere hundert Male ausgegeben wurde, bevor das Missgeschick korrigiert werden konnte.
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