In den Jahren 1945 bis 1947 dokumentierte der Hamburger Fotograf Heinrich Hamann im Auftrag der britischen Besatzungsbehörden Zerstörung und Wiederaufbau im Hamburger Hafen. Das Internationale Maritime Museum widmet seinen herausragenden Aufnahmen die Sonderausstellung KUNST IM CHAOS.
Sie stellen eine Dokumentation der Zerstörung dar, zugleich ist ihre künstlerische Qualität aber von herausragender Bedeutung. Jene Aufnahmen, die der Berufsfotograph Heinrich Hamann ab Ende Mai 1945 im Hamburger Hafen anfertigte, sind faszinierend komponierte Bildzeugnisse einer düsteren Trümmerlandschaft.
Der Blick wandert zwischen ausgebrannten und geborstenen Werftgebäuden, halbversunkenen Schiffen, die manchmal nur noch als Umriss oder am aus dem Wasser ragenden Schornstein erkennbar sind, und seltsam verbogenen Krangerüsten hin und her. Es sind Stillleben in schwarz/weiß von einem im jahrelangen Bombenkrieg verwüsteten, ehemals quirligen Hafen, der der vollständigen Zerstörung durch Hitlers irrsinnigen Befehl der „Verbrannten Erde“ um Haaresbreite entgangen war, aber Demontage und Reparationen noch entgegen sah. Hamann klagt nicht an – er dokumentiert die sichtbare Realität, so, wie er es in seinem Berufsleben immer getan hatte. Denn er bevorzugte stets die Fotographie plein air, Bilder der hamburgischen großstädtischen Lebens- und Arbeitswelten, der Schiffe, des Hafens. Er muss Schiffe geliebt haben, auch nach ihrer Zerstörung in einem sinnlosen Krieg bleiben sie seine Objekte.
Die Werke
Die Glasplattennegative im Format 18 x 24 entstanden unter schwierigsten Bedingungen. Aber Hamann sollte auf seine eigene Weise dennoch mehr als nur eine simple Aufnahme der Schäden und der anschließenden Wiederaufbauleistungen schaffen. An diesen Aspekt seiner „Kunst im Chaos“ will die Sonderausstellung im Maritimen Museum in erster Linie anknüpfen.
In zweiter Linie hat es einen besonderen Reiz, die Orte, an denen Heinrich Hamann damals mit seiner Plattenkamera lichtbildnerisch tätig war, erneut zu besuchen und jene Veränderungen, die im Laufe von 70 Jahren im Hafen stattgefunden haben, mit der Digitalkamera fortzuschreiben.
Gezeigt werden ausgewählte Aufnahmen aus dem fotographischen Nachlass von Heinrich Hamann im Großformat 110 x 82 sowie Aufnahmen des Hamburger Fotographen Ottmar Heinze als digitale Graphiken.
Die Künstler
Heinrich Hamann wurde 1883 als Sohn des Fotografen Johann Hamann geboren und absolvierte in Hamburg im Atelier seines Vaters die Berufsausbildung. Die Stadt und der Hafen sollten bis zu seinem Tode 1975 Mittelpunkt seines Schaffens bleiben. Anlässlich seines 90. Geburtstags verlieh ihm der Centralverband Deutscher Berufsfotografen eine goldene Ehrennadel. Die Stadt Hamburg zeichnete ihn mit dem Staatspreis aus.
Ottmar Heinze, geboren in Norden nahe der Nordseeküste, hat eine große Affinität zu Themen der Nord- und Ostsee. Seit 1956 lebt Heinze in Hamburg. Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft und Pädagogik ist er seit Anfang der 80er-Jahre als freiberuflicher Kameramann für das ZDF, das Studio Hamburg und für Industriefilmproduktionen tätig. Seit Mitte der 80er-Jahre ist er auch als freiberuflicher Fotograf mit dem Schwerpunkt Reise- und Reportagefotografie unterwegs.
Das Buch zur Ausstellung
Das IMMH gibt zur Ausstellungseröffnung den Bild-Text-Band „Kunst im Chaos“ (Koehlers Verlagsgesellschaft) heraus. Das Werk begleitet und vertieft die Inhalte der Ausstellung, die zur Verdeutlichung und Erklärung der Fotokunst Hamanns dienen.
Die Ausstellung ist ab 30. März und bis zum 14. May auf Deck 1 des Museums zu sehen und im Eintrittspreis enthalten.